Fische bestrafen Lügen

Fische lügen nicht, fanden Verhaltensforscher heraus. Unehrliche Signale würden von ihren Artgenossen sofort bestraft. Soziale Selektion wirke bei den Tieren in Echtzeit und fördere aufrichtiges Verhalten.

Das Team um Hugo Gante und Walter Salzburger vom Zoologischen Institut der Universität Basel manipulierte die sozialen Signale, die „Prinzessin von Burundi“-Buntbarsche (Neolamprologus brichardi, auch Gabelschwanzbuntbarsch und Feenbuntbarsch genannt) aus dem Tanganjikasee aussenden.

Sie haben hinter dem Auge einen schwarzen Streifen, der von blauen und gelben Elementen umrahmt ist. „Die Fische weisen sich durch diese Zeichnung als einer Art zugehörig aus und erkennen einander daran, andererseits können sie damit aber auch ihren Status visualisieren“, erklärte Salzburger.

Dunkler bei Aggression

Sind sie nämlich eher aggressiv und dominant gestimmt, wird der Streifen dunkler, eine vorsichtige und unterordnungsbereite Stimmung lässt ihn hingegen verblassen. „Sie kommunizieren also durch diese auffälligen Gesichtszeichen, ob sie sich derzeit als Chef im Revier fühlen oder sich eher zurückhalten wollen“, sagte er. Das Verdunkeln und Aufhellen des Streifens erfolgt in Sekundenschnelle durch rasche Bewegungen der schwarzen Farbstoffe in Pigmentzellen. Bei einem Kampf um ein Revier wird er beim unterlegenen Fisch zum Beispiel schnell blass. Damit signalisiert er, dass er aufgeben will, und wird anschließend nicht länger malträtiert.

Die Forscher verstärkten die Streifen bei manchen Fischen mit schwarzer Farbe, bei anderen hellten sie diese grau auf. Dann beobachteten sie, wie die Buntbarsche auf solch unehrliche Zeichen bei ihren Artgenossen reagieren. Sowohl die zu dunklen wie auch die zu blassen Streifen riefen mehr Aggression und Angriffe hervor. Die Barsche wurden sozial bestraft, wenn sie sich ungerechtfertigt dominant (als Bluffer) zeigten oder unterwürfiger aussahen, als sie in Wirklichkeit waren (also quasi scheinheilig ein „Underdog“-Aussehen aufgesetzt hatten).

Lügen würden demzufolge etwas kosten - und wer unwahr kommuniziert, hätte in der Evolution einen Nachteil, so die Forscher. Durch diesen Mechanismus wird also die Verwendung ehrlicher Zeichen begünstigt.

science.ORF.at/APA

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