Zufallsfund: Selbstheilendes Glas

Durch Zufall gelang dem japanischen Studenten Yu Yanagisawa eine außergewöhnliche Entdeckung: Er tüftelte, wie Klebstoff auf feuchten Oberflächen halten könnte - und fand eine glasartige Substanz, die sich von selbst repariert.

Die Entdeckung könnte die Lebensdauer von Alltagsprodukten wie Autofenstern oder Baumaterial verlängern - von der Entdeckung bis zu einer industriellen Nutzung ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Im Labor gelang Yanagisawa jedenfalls die erfolgreiche Demonstration des Prinzips. Er zerbrach ein Stück Glas in zwei Teile, drückte dann beide Teile 30 Sekunden lang aneinander - und das „Wunder“ geschah: Das Glas war wieder aus einem Stück und sah fast genauso aus wie zuvor.

Ziel: Bruchsicheres Display

Neben der selbstreparierenden Eigenschaft zeichnet sich das Material auch durch besonders große Stabilität aus. Zum Beweis hängte der Jungforscher eine volle Wasserflasche an ein Ende des kleinen Glasstückes - Resultat: Es blieb intakt.

Das Material ähnelt eher Acryl als mineralischem Glas. Es besteht aus einer Kombination aus den Substanzen Polyether und Thioharnstoff. Andere Wissenschaftler hatten bereits ähnliche Eigenschaften mit Kautschuk und Gels festgestellt. Yanagisawa ist der Erste, der dies an einer Art Glas nachgewiesen hat.

Handy mit zerbrochenem Display

AP/Ben Margot

Sprünge im Glas könnten bald der Vergangenheit angehören

Nach Angaben des 33-Jährigen könnte das von ihm entwickelte Material die Lebensdauer vieler Glasgegenstände verdoppeln oder sogar verdreifachen. Allerdings sei sein Material noch nicht perfekt, denn die Haltbarkeit nehme bei Temperaturen ab 40 Grad Celsius ab.

Weitere Forschung ist laut Yanagisawa auch noch nötig, um die Eigenschaften auf empfindliche Glasgegenstände wie Smartphone-Bildschirme zu übertragen. Weltweit suchen Forscher nach Methoden, um winzige Risse in Industrieprodukten zu verhindern. „Wenn Material bricht, hat es bereits vorher viele winzige Risse gehabt“, sagt Yanagisawa. Seine Studie zeige einen Weg, um sicheres und langlebiges Glas herzustellen.

science.ORF.at/APA/AFP

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