Afrikanische Regenwälder in Gefahr

Eine wachsende Bevölkerung und deshalb mehr landwirtschaftliche Nutzung: Das sind die Gründe, warum die tropischen Regenwälder in Afrika laut einer neuen Prognose bis Ende des Jahrhunderts deutlich schrumpfen werden.

Ein Team vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg erwartet, dass das Kongobecken im Zentrum Afrikas in den nächsten 50 bis 100 Jahren ähnlich stark entwaldet sein wird wie die Regenwälder Brasiliens bereits heute.

Besonders in Kamerun und Kongo

Das weitläufige Becken beherbergt nach dem Amazonasgebiet die zweitgrößten zusammenhängenden Regenwälder der Erde und ist mit sechs bis 30 Einwohnern pro Quadratkilometer noch dünn besiedelt, heißt es in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds FWF, der das Projekt gefördert hat.

Doch die Entwicklung in der Region könnte die Landschaft nachhaltig verändern: So habe das Bevölkerungswachstum etwa im südlichen Kamerun gewaltig zugenommen, „die meisten Menschen dort sind jünger als 25 Jahre“, so der an dem Projekt beteiligte Biologe Stephan Pietsch vom IIASA.

Gegenüber dem Niveau im Zeitraum 2000 bis 2010 werde die Entwaldung von 2020 bis 2030 auf mindestens 55 und höchstens 140 Prozent anwachsen. Besonders betroffen davon werden das Zentrum Kameruns und der Osten der Demokratischen Republik Kongo sein, so die Forscher.

Prognostizierter Verlust an Waldfläche bis 2030 (in 1000 Hektar)

IIASA

Prognostizierter Verlust an Waldfläche bis 2030 (in 1.000 Hektar)

Noch ist Artenvielfalt hoch

Hintergrund ist das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, das mit einem Anstieg der landwirtschaftlichen Nutzung von Waldflächen einhergeht. Nicht nur Grundnahrungsmittel wie Maniok und Mais werden angebaut, auch die umstrittene Palmölproduktion soll sich bis 2030 verdoppeln. Weiters werden die Wälder des Kongbeckens durch illegale Holzwirtschaft und Bergbau bedroht.

Man könne aber der Bevölkerung nicht verbieten, ihre Ökosysteme zu nutzen. „Wir haben das in Europa auch gemacht, mit dem Ergebnis, dass es keine Großfauna mehr gibt“, so der Biologe, der aber auf die nach wie vor hohe und erhaltenswerte Artenvielfalt im Kongobecken verweist: Der Wald dort sei neben 10.000 Arten von Pflanzen unter anderem auch die Heimat von Schimpansen, Gorillas und Elefanten.

„Die Herausforderung besteht darin, sowohl die ökonomische Entwicklung zu fördern als auch dafür zu sorgen, dass die Entwicklung in den richtigen Regionen stattfindet“, verweist Pietsch auf die Notwendigkeit, dass große Gebiete unter Schutz bleiben. Derzeit sind rund zehn Prozent des gesamten Kongobeckens geschützt. Zudem müsse der Zugang zu Gebieten geregelt sein, um illegale Jagd oder Abholzung zu verhindern. Dafür gebe es bereits Mechanismen, die u.a. von der EU gefördert werden.

science.ORF.at/APA

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