Was sich ändern müsste

Österreichs Universitäten sind in internationalen Rankings nur im Mittelfeld; auch Innovationsvergleiche sehen das Land nicht vorne dabei. Was müsste sich strukturell ändern, damit Österreich besser abschneidet?

„Wissenschaft und Forschung sind die Basis für eine positive Zukunft unseres Heimatlandes.“ So steht es im Programm der neuen Bundesregierung, gefolgt von einer Auflistung von Vorhaben, etwa - wie in anderen Bereichen auch - einer Optimierung von Strukturen. Aber was müsste nun tatsächlich passieren, damit Österreich bei Wissenschaft und Forschung zur Spitze Europas aufschließt?

Planbarkeit und echte Strategie

Ein langjähriges Budget anstatt jährlicher Verhandlungen - das wäre ein erheblicher Fortschritt für Forschung und Wissenschaft in Österreich. Eigentlich hätte schon die letzte Regierung diese langfristige Forschungsförderung umsetzen sollen, die jetzige hat es sich wieder vorgenommen.

Sinnvoll wird es vor allem dann, wenn Geld mit Strategie verbunden wird, so Jürgen Janger vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo im Gespräch mit science.ORF.at: „Ein Anwendungsfall wäre zum Beispiel Forschungsfinanzierung zur Bewältigung des Klimawandels. Wenn das Teil einer Forschungsstrategie wäre, könnte man auch gleich die Finanzierung für solche Klimaforschung mit einem Forschungsfinanzierungsgesetz unterlegen.“

Damit klar ist, wohin das Geld gehen soll, bräuchte es gleichzeitig mit dem Gesetz eine neue Strategie für Forschung und Innovation - mit den großen Themen, auf die sich die heimische Forschungsförderung konzentrieren wird. Gesetz und Strategie finden sich im Regierungsprogramm, nun komme es auf die Umsetzung an, so Janger.

Kleinteiligkeit ist nicht das Problem

Dass die Forschungsförderung zu kleinteilig sei, sich in zu vielen Programmen und Stellen zerfranse - diesen Befund der neuen Regierung teilt der auf Innovation spezialisierte Wirtschaftsforscher nur bedingt: „Weil der Erfolg ihrer Mittel auch von anderen Faktoren abhängt, zum Beispiel von der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts, das heißt, wie hoch sind die Lohnnebenkosten oder wie ist die Qualität oder Verfügbarkeit von Arbeitskräften.“

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 11.1.2018 um 12:00 Uhr

Und nicht zuletzt: Bekommen innovative junge Unternehmen Geld, um überhaupt starten zu können? Das seien die wahren Flaschenhälse. Diesen Befund teilt auch der Rat für Forschung und Technologieentwicklung: Österreich sei trotz hoher Forschungsausgaben im europäischen Mittelfeld hängengeblieben. Vor allem für Universitäten und Grundlagenforschung brauche es mehr Geld, so Ratsvorsitzender Hannes Androsch. Er lese wohl viele Ankündigungen im Regierungsprogramm, meint Androsch im Interview gegenüber science.ORF.at, aber: „Das muss sich ja im Budget niederschlagen. Und wenn man gleichzeitig den Personalaufwand an den Universitäten - der ohnehin zu gering und mit ein Grund für das unerfreuliche Ranking unserer Universitäten ist - noch um zwei Prozent kürzen will, macht man ja das Gegenteil dessen, was man ankündigt.“

Die Universitäten gehören zu jenen ausgegliederten Bereichen, bei denen die Regierung die Mehrausgaben um zwei Prozentpunkte kürzen möchte - genauere Pläne wurden aber noch nicht präsentiert. Grundsätzlich sagt der Vorsitzendes des Rats für Forschung und Technologieentwicklung: „Die Nagelprobe ist das Budget, weil das Budget ist das in Zahlen gegossene Regierungsprogramm.“ Bis Ende März wird Finanzminister Hartwig Löger von der ÖVP die Finanzplanung für 2018 und 19 präsentieren.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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