Strengere Regeln für US-Forschungsriesen

Der größte Forschungsgeldgeber der Welt, die nationale US-Gesundheitsbehörde NIH, vergibt Zuschüsse zu Studien am Menschen künftig nach neuen Richtlinien. Das Ziel: mehr Transparenz und ein höheres Maß an Verantwortlichkeit.

Das neue Verfahren, das auch klinische Studien am Menschen betrifft und diese zugleich breiter definiert, gilt ab 25. Jänner. Manche Wissenschaftler befürchten, dass Grundlagenforschung dadurch benachteiligt wird. Die National Institutes of Health (NIH) verfügen derzeit über ein jährliches Budget von rund 30 Milliarden US-Dollar.

Etwa drei Milliarden davon fließen in die Förderung klinischer Studien. Dabei werden neue Medikamente oder auch medizinische Verfahren an Versuchsteilnehmern getestet, bevor sie zugelassen werden können.

Nachlese

Der Neuausrichtung der NIH widmet das Fachblatt „Nature Human Behaviour“ diese Woche einen Themenschwerpunkt.

Forschungsethik wird wichtiger

Das bereits im September 2016 angekündigte, vereinheitlichte Antragsverfahren soll einen besseren Überblick über - womöglich doppelte - Studienansätze erlauben. Zudem müssen alle Forscher einen Grundlagenkurs in „guter wissenschaftlichen Praxis“ absolviert haben. Ethische Auflagen, etwa zur Aufklärung der Probanden, werden strenger.

Campusgebäude der NIH

Pablo Martinez Monsivais/AP

NIH-Hauptquartier: James Shannon Building auf dem Zentralcampus in Bethesda

Außerdem müssen die Arbeiten künftig in angemessener Zeit nach ihrem Abschluss veröffentlicht werden. Bisher sei etwa die Hälfte der Studien zweieinhalb Jahre nach ihrer Fertigstellung immer noch nicht publiziert, kritisiert etwa Mike Lauer, NIH-Direktor für externe Forschung. Aber auch die Daten von erfolglosen Ansätzen sollen künftig in einer Datenbank öffentlich zugänglich sein. Insgesamt ist ein strengeres Studienprotokoll gefragt.

Die NIH beschäftigt rund 20.000 Mitarbeiter, die meisten auf dem Zentralcampus in Bethesda (Maryland). Mehr als 80 Prozent des Budgets gehen jedoch an Forscher, die an anderen Universitäten und Einrichtungen in den USA und in der ganzen Welt arbeiten. In Europa ist ein standardisiertes Verfahren zu klinischen Studien schon 2001 eingeführt worden, ebenfalls nach anfänglichem Widerstand vieler Wissenschaftler.

science.ORF.at/dpa

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