Arktisches Quecksilber könnte Umwelt vergiften

Im Permafrostboden der Arktis sind laut aktuellen Messungen gigantische Mengen Quecksilber gespeichert. Forscher befürchten: Der Klimawandel könnte das Nervengift in die Nahrungskette befördern.

„Vor unsere Studie dachten die meisten, dass sich im Permafrost wenig oder gar kein Quecksilber befindet“, sagt Kevin Schaefer von der University of Colorado. „Nun stellt sich heraus: Der Permafrost ist das weltgrößte Quecksilber-Reservoir.“ Wie er mit seinen Kollegen in den „Geophysical Research Letters“ berichtet, sind dort 1,7 Millionen Tonnen des Elements gespeichert - doppelt so viel wie in Atmosphäre, Ozeanen und allen anderen Böden auf der Erde zusammengenommen.

Toxische Verbindung

Die US-amerikanischen Forscher hatten 13 Eisbohrkerne in Alaska analysiert und die Messergebnisse auf die gesamte Arktis hochgerechnet. Dass sich gerade in den nördlichen Zonen der Erde so viel Quecksilber angesammelt hat, liegt laut der Studie an globalen Winden und Ozeanströmungen.

Noch ruht das Element im gefrorenen Boden. Sollte dieser infolge des Klimawandels weiter auftauen, könnten Teile davon in den globalen Stoffkreislauf gelangen. Das wäre fatal: Denn aus Quecksilber entsteht durch den Stoffwechsel von Bakterien Methylquecksilber, ein potentes Gift, das - zumindest in hohen Dosen - Nerven, Muskeln und Immunsystem schädigt.

Wie viel gelangt in die Nahrungskette?

Wenn Pflanzen auf den tauenden Böden wachsen und später von Mikroorganismen abgebaut werden, „entsteht ein direkter Zugang zur Nahrungskette“, sagt Paul Schuster vom US Geological Survey, der Erstautor der Studie.

Quecksilber könnte sich zunächst in Landpflanzen und Algen anreichern, später dann auch in Tieren wie Fischen - womit über kurz oder lang auch der Mensch davon betroffen wäre. Welche Mengen Quecksilber in die Nahrungskette gelangen werden, wissen die Forscher noch nicht. Schuster nimmt es lakonisch: „Das ist die Hunderttausend-Dollar-Frage.“

Robert Czepel, science.ORF.at

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