Beweise eindeutig: Rauchverzicht hilft

Am Donnerstag hat die heiße Phase des „Don’t Smoke“-Volksbegehrens von Wiener Ärztekammer und Österreichischer Krebshilfe begonnen. Die Wissenschaft liefert eindeutige Fakten, dass Rauchverzicht Leben rettet. Ein Überblick.

„Lungenkrebs ist in der EU die häufigste Todesursache sämtlicher Krebsarten“, stellte die Wiener Ärztekammer am Donnerstag in einer Faktensammlung zu dem Thema fest. Allein schon Passivrauchen führe zu einem um 40 bis 60 Prozent erhöhten Risiko für Asthma. Die Herzinfarktgefahr steige um rund ein Drittel, das Schlaganfallrisiko um bis zu 82 Prozent.

Sechs Millionen Todesopfer pro Jahr

„Aktuell sterben jedes Jahr weltweit rund sechs Millionen Menschen durch den Tabakkonsum. Ohne dass härtere Maßnahmen getroffen werden, wird diese Zahl bis 2030 auf acht Millionen Opfer ansteigen“, schrieb der „Lancet“ im Jänner 2017 mit Berufung auf einen 700-Seiten-Bericht („Die Ökonomie von Tabak und Tabakkontrolle“) des Nationalen US-Krebsinstituts (NCI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Einer Billion US-Dollar an Schäden (800 Mrd. Euro) - durch Produktivitätsverluste und Gesundheitskosten - pro Jahr stünden nur 269 Milliarden US-Dollar (215 Mrd. Euro) an Tabaksteuereinnahmen gegenüber. Für das 21. Jahrhundert wird weltweit mit rund einer Milliarde Todesopfern durch das Rauchen gerechnet.

Bei 1,8 Millionen Menschen weltweit wird derzeit pro Jahr ein Lungenkarzinom festgestellt. 1,6 Millionen Patienten sterben pro Jahr. Die Fünfjahresüberlebensrate beträgt nur 15 Prozent.

Österreich unter dem EU-Schnitt

In Ungarn gehen 27 Prozent aller tödlichen Krebserkrankungen auf Lungenkrebs zurück - das ist der höchste Wert in der EU. Portugal weist mit 15 Prozent den niedrigsten Anteil auf. Österreich liegt laut aktuellen Eurostat-Daten mit 19 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 21 Prozent. Die Daten stammen aus 2014.

Eurostat verwies darauf, dass Tabakkonsum eine der am stärksten vermeidbaren Gesundheitsrisiken darstellt. Zahlreiche Krebsarten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Atemwegserkrankungen gingen damit einher. Von 4,9 Millionen Todesfällen in der EU 2014 waren 1,3 Millionen durch Krebs verursacht. 272.000 davon wurden durch Lungenkrebs einschließlich Luftröhrenkrebs ausgelöst.

Raucher mit dreifach höherem Sterberisiko

Der unter Fachleuten weltbekannte britische Epidemiologe Richard Peto hat errechnet, dass sich ein Rauchstopp immer auszahlt. Auf der Basis der Million Women Health Study kalkulierte er: Raucher haben eine dreifach höhere Mortalität als Niemals-Raucher. Hören sie erst mit 50 Jahren mit dem Griff zur Zigarette auf, halbieren sie immerhin noch ihr Gesamtsterberisiko auf den Faktor 1,56. Das 25-fache Lungenkrebsrisiko fällt bei einem Rauchstopp mit 50 immerhin noch auf das Sechsfache.

„Tabak tötet Hälfte seiner Konsumenten“

„Es ist eigentlich eine Schande, dass wir heute hier sitzen müssen“, sagte deshalb bei der Pressekonferenz zum Start des Sammelns von Unterstützungserklärungen für das „Don’t Smoke“-Volksbegehren in Wien der Grazer MedUni-Rektor Hellmut Samonigg, jahrzehntelang als führender Onkologe tätig.

Vor 40 Jahre habe sich Österreich zukunftsweisend entschlossen, das Atomkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb gehen zu lassen. Dagegen müsse das Land heute darum kämpfen, vom letzten Platz beim Nichtraucherschutz in Ländervergleichen wegzukommen. „Tabak ist das einzige Produkt, das die Hälfte seiner Konsumenten tötet, sagt die Weltgesundheitsorganisation. Krebs hat ein Drittel seiner Ursachen im Nikotin“, stellte Samonigg fest.

Tausend Tote monatlich

Der Onkologe nannte die durch den Tabakkonsum in Österreich jährlich verursachten Todeszahlen und führte zur Versinnbildlichung dazu einen Vergleich aus der Luftfahrt an: „Es sterben jedes Jahr 13.000 bis 14.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. In Österreich sterben (durch Rauchen, Anm.) pro Monat alle Insassen eines Airbus mit 850 Insassen, der gegen eine Felswand kracht. Die Insassen einer solchen Maschine und die Insassen eines kleineren Airbus mit 250 Personen sterben pro Jahr durch das Passivrauchen.“ Binnen drei Minuten hätten die Österreicher wieder 120.000 Zigaretten geraucht, innerhalb eines Jahres 16 Milliarden Stück oder aneinandergereiht die Strecke von der Erde zum Mond.

„Wie kommen Kinder dazu?“

Die Grazer Ärztin Daniela Jahn-Kuch - ihr Bruder, der Journalist Kurt Kuch, war am 3. Jänner 2015 an Lungenkrebs gestorben und hatte als Frontmann für die „Don’t Smoke“-Initiative gedient, die schließlich zum Parlamentsbeschluss für ein generelles Gastrorauchverbot mit Mai 2018 führte -, verwies auf dessen Aussagen.

Er hätte gesehen, dass Rauchverbote „in jeder Bananenrepublik“, aber eben nicht in Österreich möglich seien. „Wie kommen Kinder dazu, dass sie Passivrauchen ausgesetzt sind?“, zitierte sie Kuch und sagte: „Kurt wollte, dass anderen sein Schicksal erspart wird.“

Die Ärztin führte bedenkliche Zahlen zum Rauchen in Österreich an: „Laut den aktuellsten OECD-Daten rauchen 24,3 Prozent der österreichischen Bevölkerung täglich. Damit belegt Österreich den drittschlechtesten Platz in der EU. (...) Österreich ist das Land mit den meisten Raucherinnen in Europa mit 22,1 Prozent. Bei den Männern belegt Österreich mit 26,5 Prozent einen Topplatz.“ Unter den Jugendlichen rauchten in Österreich 14,5 Prozent, was deutlich mehr als der OECD-Durchschnitt mit 11,7 Prozent sei.

science.ORF.at/APA

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