Plan für Hebung der Impfmoral

In Österreich gibt es einen offiziellen Impfplan, doch alleine im Vorjahr sind etwa 1.400 Menschen an Keuchhusten erkrankt, weil sie nicht geimpft waren. Experten haben nun Ratschläge erarbeitet, um die Impfmoral zu erhöhen.

„Wir haben mit dem Impfplan Österreich einen jedes Jahr aktualisierten klaren Plan, wer geimpft werden soll. Es gibt aber keinen klaren und einheitlichen Umsetzungsplan, wie diese Impfungen die Menschen erreichen sollen“, sagte Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

Wiedermann-Schmidt moderierte ein Expertengremium mit Fachleuten aus Wissenschaft, Ärzte- und Apothekerschaft, Vertretern des Pflegepersonals und der Hebammen, das in den vergangenen Wochen Memoranden zu „Impfhindernissen in Österreich“ und deren Überwindung erarbeitet hat. Ein wichtiger Punkt: die umfassende Übersetzung von Theorie (Impfempfehlungen) in die tägliche Praxis der Gesundheitsversorgung.

Impflücken besser erkennen

Um dieses Manko zu beheben, benötige Österreich in Zukunft entschlossene Maßnahmen, um überhaupt Personengruppen zu identifizieren, bei denen Impflücken vorhanden sind. „Wir erkennen Impflücken durch Krankheitsausbrüche, zum Beispiel bei den Masern. Das ist immer im Nachhinein. Mit einem elektronischen Impfpass könnte man aber erkennen, dass jemand nicht immunisiert ist, und eine Impfung empfehlen. Oder man könnte von der Gesundheitsbehörde nachfragen, warum in einer bestimmten Region weniger Menschen immunisiert sind als anderswo“, sagte die Expertin.

Wichtig sei auch die Vorbildwirkung bei den Angehörigen der Gesundheitsberufe. „Wenn man nicht selbst geimpft ist, kann man nicht gut sagen, die anderen sollen sich immunisieren lassen“, sagte die Expertin.

Am Arbeitsplatz und überall mit gleichen Kosten

Weiters müsste die Erreichbarkeit von Impfungen überall niederschwellig sein. „Die Menschen haben in ihrem Alltag oft nicht genügend Zeit. Auf der anderen Seite ist auch in den Arztordinationen beim Kontakt mit den Patienten oft wenig Zeit für ein Patientengespräch über Impfungen. Verbessern könnte man auch die Alltagsstruktur, indem man mehr Impfungen am Arbeitsplatz anbietet“, sagte Wiedermann-Schmidt.

„Impfungen müssen überall und für jeden gleich viel kosten“, heißt es in dem Papier zu den Impfhindernissen. Damit wird der Umstand angesprochen, dass es in Österreich oft von Krankenkasse zu Krankenkasse verschiedene Zuschüsse zu Impfungen gibt. Wichtig seien Zuschüsse oder die Kostenübernahme durch öffentliche Stellen auch, weil sie den „hohen Stellenwert von Impfungen für Gesundheit und Gesellschaft“ unterstreichen würden.

Erwachsene im Fokus

Ein besonderes Anliegen für die Zukunft sollte auch die Impfung bei den Erwachsenen sein. „Wir haben mit dem Gratiskinderimpfprogramm ein System, das mittlerweile sehr gut etabliert ist. Aber wir haben Impflücken bei den Erwachsenen - und die Erwachsenen sind von den Zuschüssen oder Kostenübernahmen für Impfungen de facto ausgeschlossen“, sagte Wiedermann-Schmidt.

Zu überlegen sei, ob nicht zumindest bei bestimmten Personengruppen die öffentliche Hand, Krankenkassen etc. Beiträge leisten könnten. „Die Pneumokokkenimpfung für Pensionisten oder die Impfung gegen Herpes zoster (Gürtelrose, Anm.) gehören zu den teuersten. Auch bei chronisch Kranken, die an sich schon hohe Aufwendungen zu tragen haben, wäre eine Unterstützung für Impfungen zu überlegen“, sagte die Expertin.

science.ORF.at/APA

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