Messgeräte, die wie Ahornsamen sinken

Um die Atmosphäre in bis zu 75 Kilometern Höhe zu erforschen, wollen Studenten der TU Wien Messgeräte aus einer Rakete abwerfen, die mit Hilfe ausklappbarer Flügel - ähnlich einem Ahornsamen - in Rotation versetzt und relativ langsam zur Erde zurückkehren.

Das Space Team der TU Wien arbeitet in dem Vorhaben mit einem Studententeam der Universität Würzburg zusammen. Ihr Projekt „Daedalus“ wird im Rahmen des internationalen „Rexus/Bexus“-Programms zur Förderung studentischer Weltraum-Initiativen realisiert. Dabei werden jedes Jahr zwei Raketen mit von Studenten entwickelten Instrumenten und Experimenten von Schweden aus gestartet.

„Das Ziel war, ein Gerät zu entwickeln, mit dem man günstig und einfach meteorologische Daten sammeln kann“, erklärte Sebastian Seisl vom TU-Space Team in einer Aussendung. Besonders interessant dabei sei die Höhe von etwa 75 Kilometern, die mit den „Rexus“-Raketen erreicht wird. Denn Wetterballons könnten höchstens bis zu 40 Kilometer aufsteigen und mit Satelliten lasse sich dieser Bereich der Atmosphäre nur schlecht erfassen.

Langsam und unbeschadet

Für die Grundidee des Messgeräts haben sich die Studenten die Natur als Vorbild genommen, konkret Ahornsamen. Fallen diese vom Baum, trudeln sie wie kleine Propeller langsam zu Boden. Auch die drei röhrenförmigen, 40 Zentimeter langen Sonden sollen, nachdem sie mittels eines Mechanismus von der Rakete ausgeworfen wurden, ihre Flügel ausklappen und möglichst langsam und unbeschadet zur Erde zurückkehren.

Rotoren des Messgeräts

TU Wien

Rotorenblätter des Messgeräts

Während des Falls werden Daten wie Beschleunigung, Temperatur und Luftdruck gemessen. „Unser Hauptaugenmerk liegt aber diesmal darin, zu zeigen, dass die Methode grundsätzlich funktioniert. Mit welchen zusätzlichen Messsensoren man die Geräte ausstattet, spielt technisch eigentlich keine so große Rolle“, so Christoph Fröhlich vom mehr als 70 Mitglieder unterschiedlicher Studienrichtungen umfassenden Space Team. Dieses war für den Auswurfmechanismus und die Entwicklung des Onboard-Computers der Sonden zuständig.

Start in Schweden

Die Messdaten können über kurze Entfernungen an die „Rexus“-Rakete gesendet werden, die gleichzeitig mit den Sonden wieder zur Erde zurückfällt, werden aber auch Onboard gespeichert. Mittels an Satelliten übermitteltem GPS-Signal sollen sie dann wiedergefunden werden. Mit einem Gewicht von jeweils 1,6 Kilogramm sollen die Sonden den Berechnungen zufolge mit etwa 50 Kilometer pro Stunde auf der Erde auftreffen.

Eine Delegation des Space Teams ist bereits zum Startplatz in Kiruna in Nordschweden aufgebrochen. Frühestmöglicher Start der Rakete ist am 12. März. Das „Rexus/Bexus“-Programm ist eine Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, des Swedish National Space Board und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Der österreichische Anteil an dem Projekt wird von privaten Sponsoren, dem Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien und der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt.

science.ORF.at/APA

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