Termiten: Alte „Soldaten“ opfern sich

Spezialisierte Tiere verteidigen den Termitenstaat gegen Angreifer. An vorderster Front kämpfen dabei ältere „Soldaten“. Forschern zufolge wird damit die Lebenszeit der Insekten optimal genutzt.

In Insektengesellschaften ist der einzelne nichts; was zählt, ist die Gruppe bzw. deren Überleben. Offenbar weiß jedes Individuum, was dafür zu tun ist. Um dem Staat optimal zu dienen, übernehmen unterschiedliche „Fachkräfte“ ihre jeweiligen Aufgaben. Bei den Bienen sind das z.B. Arbeiterinnen, die für fast alles zuständig sind, vom Putzen über die Brutpflege bis zum Pollensammeln. Für Nachwuchs sorgen die Königinnen. Die männlichen Drohnen wiederum übernehmen deren Begattung.

Bei anderen staatenbildenden Insekten geht die Rollenaufteilung noch weiter. So gibt es etwa bei Termiten neben den einfachen Arbeitstieren - die männlich und weiblich sein können - spezialisierte Krieger. Sie sind größer und leben länger. Ihre Hauptaufgabe ist die Verteidigung des Stocks gegen Angreifer.

Gefährliche Außengrenzen

Neben dieser vorgegebenen Rollenaufteilung könnte aber noch ein anderer Faktor die Arbeitsteilung beeinflussen, nämlich das Alter. Bei den Arbeitsbienen beispielsweise verlagern sich die Aufgaben im Lauf des Lebens von der Mitte des Stocks immer mehr nach außen. Laut den Forschern um Saki Yanagihara von der Kyoto Universität liegt das nicht nur an den Fertigkeiten der Tiere, sondern auch an der Sicherheit. Vereinfacht ausgedrückt: An den Rändern bzw. außerhalb des Stocks lebt es sich gefährlicher als im geschützten Inneren. Und je jünger das Tier, umso schützenswerter ist es.

Dass das Alter tatsächlich eine Rolle spielen dürfte, zeigen die aktuellen Untersuchungen von Yanagiharas Team an Termiten-Soldaten (Reticulitermes speratus). Die Forscher führten Experimente mit Tieren aus fünf verschiedenen Kolonien durch. Tatsächlich positionierten sich die älteren Soldaten - egal ob männlich oder weiblich - an den gefährlichen Grenzen, besonders wenn Angreifer wie feindliche Ameisen im Anmarsch waren. Jüngere Soldaten dienten hingegen häufiger als Wächter der Königin, also im sicheren Inneren.

Laut den Studienautoren ist es sinnvoll, wenn die alten Kämpfer die risikoreichen Aufgaben übernehmen. Die jungen Tiere in den wahrscheinlichen Tod zu schicken, wäre aus Sicht des Gesamtorganismus Verschwendung. Durch das Opfer der Älteren lässt sich die Lebenserwartung der Termiten hingegen voll ausschöpfen

Eva Obermüller, science.ORF.at

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