Mediziner widerlegen Körperfett-Mythos

Dieser Befund bereitet Forschern schon länger Kopfzerbrechen: Fettleibigkeit könnte vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen - stimmt das überhaupt? Schottische Mediziner kommen zu dem Schluss: Nein, das ist ein Mythos.

Body-Mass-Index, Körpergröße, Bauchumfang - diese Messungen haben Forscher von der Universität Glasgow bei rund 300.000 gesunden Erwachsenen in Europa ausgewertet und dabei festgestellt: „Je schlanker die Person, desto geringer ist das Risiko für einen Infarkt oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das muss die Öffentlichkeit wissen.“ Das, was allgemein als „Adipositas-Paradoxon“ bekannt ist, existiere so nicht.

Empfohlen: BMI 22 oder 23

Um gesund zu bleiben, braucht es den Forschern zufolge sogar einen stabilen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 22 und 23 - ein Wert also, der im Bereich des „normalen“ BMIs (18,5 bis 25) liegt. „Sogar innerhalb dieses Spektrums steigt das Risiko am Ende“, erklärt die Medizinerin Stamatina Iliodromiti. Je weiter der Index nach oben hin abweicht, desto größer werde auch das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Bluthochdruck, so das Ergebnis der schottischen Forscher.

Frau bestimmt Bauchumfang eines Patienten mit Maßband

ASSOCIATED PRESS

Daten von 300.000 Erwachsenen wurden in der Studie ausgewertet

„Wir wissen, dass nicht viele einen so niedrigen Wert erreichen können. Es zeigt sich aber klar: Ist man eher übergewichtig, wird jedes Kilo weniger die Gesundheit verbessern“, erklärt Co-Autor Naveed Sattar von der medizinischen Universität Glasgow. Negative Nebeneffekte beim Abnehmen gebe es laut dem Mediziner keine. Er fordert: „Gesundheitsexperten müssen Menschen beim Abnehmen besser unterstützen.“

Bauchumfang: Weniger ist mehr

Abgesehen vom BMI, dem Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht, ist auch der Bauchumfang für die Gesundheit entscheidend. Hier scheint das Ideal bei 74 (Frauen) bzw. 83 Zentimeter (Männer) zu liegen. Hat Mann oder Frau zwölf Zentimeter mehr Bauchumfang, so rechnen die Forscher im „European Heart Journal“ vor, dann steigt das Gesundheitsrisiko beträchtlich: bei Frauen um etwa 16 Prozent, bei Männern um zehn. „Je weniger Fett man also um den Bauch hat, desto weniger wahrscheinlich wird eine Herz-Kreislauferkrankung im Alter“, so Iliodromiti.

Die Medizinerin räumt allerdings ein: „Bei bereits kranken Menschen könnte der Fall anders liegen. So gibt es etwa Hinweise darauf, dass Krebspatienten von leichtem Übergewicht profitieren könnten.“

Ruth Hutsteiner, science.ORF.at

Mehr zu diesem Thema: