Computerspiele können auch positiv wirken

Computerspiele haben nicht unbedingt den besten Ruf. Kinder sollen sie unaufmerksamer machen, Jugendliche aggressiver, Erwachsene mitunter süchtig. Sie können aber auch die Teamfähigkeit erhöhen, wie nun ein Innsbrucker Forscher berichtet.

Ein Hochhaus steht in Flammen, Menschen versuchen zu fliehen, können ihre Wohnungen aber nicht mehr verlassen. Da kommt ein Helikopter angeflogen, rettet die eingeschlossenen Menschen. Das ist nur ein Beispiel für ein prosoziales Computerspiel - also ein Spiel, dessen Ziel es ist, der Gemeinschaft zu nutzen. Tobias Greitemeyer ist Professor für Sozialpsychologie an der Universität Innsbruck. Er untersucht die Auswirkungen von Computerspielen auf das Verhalten der Spieler: „In unseren Experimenten haben wir gefunden, dass Personen, die solche Spiele spielen, danach hilfsbereiter waren - zum Beispiel eher bereit zu spenden oder anderen Personen zu helfen.“

Dies sei bei sogenannten Gewaltspielen anders, wobei auch hier unterschieden werden muss zwischen Spielen, die allein gespielt werden, und Spielen, bei denen man im Team einen virtuellen Feind besiegen muss. Auch wenn dabei Gewalt im Spiel ist, fördern diese Spiele das kooperative Verhalten in der realen Welt, so der Medienpsychologe. „Außerdem werden die negativen Effekte von diesen gewaltbetonten Computerspielen reduziert. Der aggressive Inhalt rückt ein bisschen in den Hintergrund, die Aggression wird gemindert.“

Ein Mann mit Kopfhörer spielt ein Shooter-Spiel.

Oli Scarff / AFP

Shooter-Spiele machen laut Medienpsychologen Tobias Greitemeyer vor allem dann aggressiv, wenn sie allein gespielt werden.

Umstrittener Effekt

Tobias Greitemeyer hat Experimente im Labor mit jungen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern gemacht - die Ergebnisse sind bei allen Altersgruppen ähnlich. Ob Computerspiele aggressives Verhalten fördern, diese Frage ist in der Wissenschaft durchaus noch umstritten. „Ich meine aufgrund meiner Studien, dass es einen Effekt gibt. Er ist klein bis mittel von der Effektstärke her, aber meines Erachtens ist er da.“ Und er wird durchschnittlich stärker, je länger gespielt wird.

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichtete auch das Mittagsjournal am 26.3.2018.

Vor allem männliche Jugendliche greifen in ihrer Freizeit zu Computerspielen, laut einer 2017 im Auftrag der österreichischen Bundesjugendvertretung durchgeführten Studie spielen 49 Prozent der Burschen und 18 Prozent der Mädchen im Alter zwischen 14 und 20. Gewaltbetonte Spiele sprechen fast ausschließlich Burschen an - zu Verboten würde der Psychologe Eltern nicht raten: „Ich würde eher mit den Kindern über die Auswirkungen von solchen Spielen sprechen und sie begleiten.“

Dadurch könne auch die Suchtproblematik besser im Auge behalten werden Denn so sehr kooperative Spiele Aggressionen mildern können, so sehr können sie die Sucht fördern. Denn als Teil eines Teams sind die Spieler oft nicht nur durch ihr eigenes Interesse motiviert, sie fühlen sich auch den anderen Mitgliedern verpflichtet. Mit dem Spielen aufzuhören, fällt da besonders schwer. Und Analysen zeigen eindeutig: In den letzten Jahren sind vor allem Spiele mit Teammodus auf den Markt gekommen.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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