Wissenschaft wird langsam weiblicher

Wenn Kinder und Jugendliche aufgefordert werden, eine Person zu zeichnen, die in der Wissenschaft tätig ist, zeichnen sie meistens Männer. Eine neue Studie, die Daten der letzten 50 Jahre ausgewertet hat, zeigt nun, dass sich das langsam ändert.

Psychologen in den USA verwenden gerne einen Test, um unbewusste Geschlechterstereotype aufzuspüren, wenn es um die Welt der Wissenschaft geht. Sie fordern Kinder auf, eine Person zu zeichnen, die in der Wissenschaft tätig ist, und sehen sich an, wie viele Männer und wie viele Frauen gezeichnet werden.

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Dem Thema widmet sich am 23.3. auch ein Beitrag in Wissen aktuell.

Forscher haben nun 78 solcher Studien mit insgesamt mehr 20.000 Kindern und Jugendlichen seit den 1960er Jahren verglichen. Das Resultat haben sie in der Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht.

Ein Beispiel der Kinderzeichnungen

Northwestern University

Nach dem Kindergarten ändert sich das Bild

Ein Mann mit weißem Kittel und Brille auf der Nase steht in einem Labor: So zeichnen demnach die meisten Kinder und Jugendlichen in den USA eine Person, die in der Wissenschaft tätig ist.

Dass auch Frauen porträtiert werden, geschieht heute aber wesentlich öfter als noch vor 50 Jahren: Damals zeigte weniger als ein Prozent der Zeichnungen Frauen, heute sind es an die 40 Prozent. Das sei unter anderem auf mehr Frauen in der Wissenschaft zurückzuführen, sagt der US-Psychologe David Miller von der Northwestern University: „Wissenschaftlerinnen kommen aber auch häufiger in Medien vor, die von Kindern genutzt werden.“

Ein Beispiel der Kinderzeichnungen

Northwestern University

Die Hälfte der Kindergartenkinder in den USA zeichnet heute Frauen als Wissenschaftlerinnen. Das ändert sich aber, wenn die Kinder älter werden. Denn ab dem Volksschulalter übernehmen Kinder gesellschaftliche Vorstellungen von Wissenschaft, sagt der Psychologe Miller. Im Alter von 16 Jahren zeichnen heute nach wie vor 85 Prozent der Jugendlichen Männer.

In Österreich kommt auch die Psychologin Marlene Kollmayer von der Universität Wien zu einem ähnlichen Ergebnis. Sie hat Studierende gebeten, eine Person zu zeichnen, die in der Wissenschaft tätig ist. Das Ergebnis: Nur 14 Prozent haben eine Wissenschaftlerin gezeichnet. Tests mit Kindern sind ihr hierzulande nicht bekannt.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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