Quietschenten als Bakterienschleudern

Gummienten in der Badewanne sind gute Spielzeuge, haben aber eine hässliche Seite: Im Inneren bieten sie ideale Bedingungen für Bakterien und Pilze. In vier von fünf Enten haben Schweizer Forscher nun potenziell krankheitserregende Keime gefunden.

Zwischen fünf Millionen und 75 Millionen Zellen pro Quadratzentimeter tummeln sich laut der Studie auf den ausgewerteten Plastikflächen. Einen Grund, die Badeutensilien sofort wegzuschmeißen, sehen die Forscher trotzdem nicht. Es gibt Tricks für Familien.

Die Hauptautorin, die Mikrobiologin Lisa Neu vom Wasserforschungsinstitut Eawag in Dübendorf bei Zürich, hat an ihrem Institut für die Studie 19 benutzte Gummientchen in unterschiedlichem Zustand von Kollegen eingesammelt. Zudem hat ihr Team sechs Stück der Plastikspielzeuge neu gekauft und diese unter Laborbedingungen elf Wochen lang getestet. Einige kamen nur in sauberes Trinkwasser, andere in benutztes Badewasser mit Seifenresten, Schmutz, Schweiß und Bakterien des menschlichen Körpers.

Das Innenleben eines Badekrokodils und eines Gummientchens.

Eawag

Das Innenleben eines Gummientchens

Was hilft: Loch zukleben oder regelmäßig auskochen

Das Ergebnis nach dem Aufschneiden der Spielzeuge war wenig appetitlich: In 80 Prozent aller Plastiktiere fanden die Forscher potenziell krankheitserregende Bakterien. Darunter auch Legionellen oder die als hartnäckige Krankenhauskeime bekannten Stäbchenbakterien Pseudomonas aeruginosa. Zudem fanden sich auf einem Großteil der bunten Teile auch diverse Pilze, wie die Autoren in ihrer Studie schreiben.

„Wir wollen niemandem den Spaß verderben“, beruhigt Andri Bryner, Medienverantwortlicher der Eawag, trotz der Ergebnisse. Es gebe Wege für Eltern, die Kontaminierung zu verhindern. Die effektivste Methode sei, gleich nach dem Kauf der Quietschetiere das Loch am Boden abzukleben. So könne kein Wasser eindringen und das Innenleben bleibe ohne Bakterien. Die Entchen könnten dann aber nicht mehr Wasser aus dem Inneren spritzen, was den Badespaß der Kleinen trüben könnte.

Alternativ könnten die Tiere deshalb regelmäßig ausgekocht werden, ähnlich wie es bei Schnullern gemacht wird. Die Langlebigkeit der Plastikspielzeuge würde dadurch aber wohl reduziert werden. „Eltern sollen die Entchen ab und zu gegen ein helles Licht oder das Fenster halten, wenn ein brauner Schimmer durchscheint, wäre das Auskochen eine gute Idee“, so Bryner. Das Plastik nach dem Baden einfach auf der Heizung zu trocknen, reiche nach Angaben der Studienautoren jedenfalls nicht aus, um Bakterien und Pilze zu verhindern.

Biofilm aus einer Bade-Ente unter dem Rasterelektronenmikroskop. Die künstliche Einfärbung hebt die verschiedenen Strukturen der Bakterien hervor.

Zentrum für Mikroskopie und Bildanalyse, Universität Zürich)

Künstlich eingefärbter Biofilm einer Badeente unter dem Rasterelektronenmikroskop

Es gibt auch positive Keime

Doch nicht alle Keime würden den Kindern auch schaden. „Das kann die Immunabwehr stärken. Dann ist es positiv“, sagt Forscher und Mitautor Frederik Hammes von der Eawag. Bei empfindlichen Buben und Mädchen könnte es aber auch zu Entzündungen an Augen und Ohren führen oder zu Magen-Darm-Infekten.

Langfristig wünschen sich die Studienautoren ein Umdenken der Industrie. Strengere Vorschriften für Polymere, die Hauptkomponente für die Herstellung von Kunststoffen wie bei den Gummientchen, könnte das Problem bereits im Ansatz lösen. Denn das weiche Plastikmaterial werde oftmals aus qualitativ minderwertigen Polymeren hergestellt, das in Kombination mit Schmutz von Menschen oder Shampooresten im Badewasser, Keimwachstum fördere.

science.ORF.at/dpa

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