100 Jahre Technisches Museum Wien

Den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung durch Kaiser Franz Joseph feierte das Technische Museum Wien groß im Jahr 2009. Deshalb begeht man den 100. Jahrestag der Eröffnung des Hauses heuer ganz still - genauso wie am 6. Mai 1918 ganz still aufgesperrt wurde.

Die Planungen für ein Technisches Museum auf den Spitzackergründen am westlichen Ende der Mariahilferstraße gehen auf das 60-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs im Jahr 1908 zurück, Haupt-Initiator war der Techniker Wilhelm Exner (1840-1931). Den Vorentwurf schuf Architekt Emil Ritter von Förster. Nach dessen Tod wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 27 Architekten, darunter Max Ferstel, Alfred Keller, Adolf und Viktor Loos, Otto Wagner und Robert Orley beteiligten. Den Zuschlag erhielt schließlich Hans Schneider, dessen Entwurf die wenigsten Änderungen gegenüber dem Vorentwurf aufwies.

Nach der Grundsteinlegung durch den Kaiser am 20. Juni 1909 wurde mit dem Bau im Jahr 1910 begonnen. Errichtet wurde allerdings nur ein Teil, der sogenannte Mitteltrakt, des ursprünglich dreimal so groß vorgesehenen Komplexes. Nach Ende der ersten Ausbauphase waren Ende 1913 knapp 10.000 Quadratmeter verbaut, das Museum verfügte über 15.600 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

„Großes Friedenswerk“

Die Eröffnung des „Technischen Museums für Industrie und Gewerbe“ war bis Ende 1914 geplant, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs veränderte alles. Dazu kam ein Streit jener zwei Personen, die damals die Geschicke des Hauses lenkten: Initiator Wilhelm Exner und der 1912 zum Direktor des Museums bestellte deutsche Techniker Ludwig Erhard (1863-1940) waren sich uneins darüber, wie die Kriegstechnik im noch unfertigen Museum berücksichtigt werden sollte. Exner stemmte sich erfolgreich gegen Erhards Plan, das Haus in ein Kriegsmuseum zu verwandeln, er wollte mit dem Museum ein „großes Friedenswerk“ schaffen.

Angesichts der Kriegswirren wurde eine Eröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben. Es war wieder Exner, der eine alternative Nutzung des Hauses nach dem Krieg verhindern wollte und die Eröffnung für Mai 1918 festsetzte. Tatsächlich öffnete das neue Museum dann ganz unspektakulär am Montag, dem 6. Mai 1918 seine Tore für die Besucher. Und diese stürmten das Haus trotz eingeschränkter Öffnungszeiten an den Wochenenden: Bis Ende 1918 wurden 80.000 Besucher verzeichnet.

Heute hat das - mit 1. Jänner 1922 verstaatlichte - Technische Museum Wien, mittlerweile eines der Bundesmuseen, knapp 400.000 Besucher im Jahr. In den 1990er-Jahren war das Museum sieben Jahre lang für eine Generalsanierung geschlossen und zusätzliche Ausstellungsfläche wurde geschaffen. Seit 2000 leitet Gabriele Zuna-Kratky das Haus, dem 2001 die Österreichische Mediathek eingegliedert wurde. Das TMW hat rund 160.000 Objekte in seinem Bestand. Nicht einmal zehn Prozent davon werden tatsächlich ausgestellt, der Rest lagert in drei Depots in Wien und Niederösterreich.

science.ORF.at/APA

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