Keplers Wohnadresse in Linz entdeckt

Vor 400 Jahren, im Mai 1618, hat Johannes Kepler sein drittes Planetengesetz entdeckt, und zwar in Linz. Wo der berühmte Astronom wohnte, fand vor Kurzem ein Linzer Amateurforscher heraus – ein Fund, der heute mit einem Festakt gewürdigt wird.

Hofgasse 7: So lautete für sieben Jahre die Wohnadresse von Johannes Kepler in der Linzer Innenstadt, die der Amateurastronom Erich Meyer nach über einjähriger Detektivarbeit in verschiedensten Archiven bekannt geben kann. Unzählige historische Quellen musste er dafür auswerten: Geburts- und Sterbematrikel, Leichenpredigten, Steuerbücher, Keplers Briefe und Kommentare zu Mondfinsternissen.

Ö1-Sendungshinweise

Dem Thema widmen sich ausführlich die Dimensionen „Linz, Hofgasse 7“ am 15.5., 19.05, Uhr sowie Wissen aktuell: 8.5., 13:55 Uhr.

Nicht ohne Stolz liest Meyer den Text auf der neu angebrachten Gedenktafel: „Hier wohnte der Astronom Johannes Kepler von 1613 bis 1620 und verfasste wichtige Werke wie ‚Harmonices mundi‘ mit dem berühmten dritten Gesetz.“

Auf der Flucht vor der Gegenreformation

Erich Meyer führt in die Räumlichkeiten im dritten Geschoss, wo Kepler mit seiner Familie gewohnt und 1618 das Gesetz formuliert haben dürfte. Es beschrieb, wie die Bahnradien von Planeten mit ihren Rotationszeiten um die Sonne zusammenhingen. Vereinfacht und modern ausgedrückt: Je weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, desto langsamer rotiert er um sie. Keplers finaler Streich in seiner Himmelsmechanik, auf der bis heute eine Vielzahl astronomischer Beobachtungen und auch die moderne Raumfahrt beruhen.

Festakt

8.5., 16 Uhr im Linzer Landhaus, veranstaltet vom Land OÖ und der Johannes Kepler Universität, geschlossene Veranstaltung

Erich Meyer: „Er hatte auch nachweislich ein Studierzimmer, dazu viele Messgeräte, Instrumente, eine große Bibliothek, er unterrichtete auch hier privat.“ Insgesamt hat Kepler 14 Jahre in Linz gewohnt, die anderen Wohnadressen waren schon bisher bekannt, die Hofgasse 7 nicht.

Nach seiner Linzer Zeit zog Kepler zunächst nach Ulm weiter: ein Protestant auf der Flucht vor der Gegenreformation und dem 30-jährigen Krieg, der Mitteleuropa verwüsten und Kepler bis nach Regensburg verfolgen wird, die letzte Lebensstation des Astronomen.

Armin Stadler, Ö1-Wissenschaft

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