Geigen sollten wie Stimme klingen

Musikhistoriker haben schon lange vermutet, dass die ersten Geigenbauer den Klang der menschlichen Stimme nachahmen wollten. Eine technische Überprüfung bestätigt: Geigen aus dem 16. Jahrhundert konnten tatsächlich ähnliche klanglichen Charakteristika erzeugen.

Für ihre Studie nahmen die taiwanischen Wissenschaftler zunächst Tonproben von 15 frühen Geigen auf - unter ihnen ein Instrument, das der Vater des modernen Geigenbaus, Andrea Amati aus dem italienischen Cremona, 1570 konstruiert hatte. Auch mehrere Geigen von der berühmten Stradivari-Familie wurden ausgewertet.

Dann nahmen die Forscher die Stimmen von je acht männlichen und weiblichen Sängern auf, die Tonleitern sangen. Die Ergebnisse von Instrumenten und Sängern glichen sie mithilfe einer Software zur elektronischen Akustikanalyse ab - und trafen auf viele Übereinstimmungen in der jeweiligen Klangfarbe.

Die berühmte Amati-Geige etwa ahme offenbar männliche Singstimmen in Bass- oder Baritonlage auf. Dieser Befund „lässt es wahrscheinlicher erscheinen, dass die Geigenbaumeister dieser Epoche die Instrumente gebaut haben, um männliche Stimmen zu imitieren“, schreiben die Forscher. Bei den Stradivari-Geigen stellten sie allerdings fest, dass diese eher die weiblichen Singstimmen - etwa in der Alt-Lage - zu imitieren versuchen.

science.ORF.at/APA/AFP

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