Wo Schwammerlsucher reiche Beute machen

Wo im Wald sind besonders viele Pilze zu finden? Was Feinschmecker und passionierte Schwammerlsucher schon seit jeher interessiert, versuchen nun auch Wissenschaftler zu ergründen. Ihre Antwort: Es kommt vor allem auf die Bäume an.

Das deshalb, weil die Pilze mit Baumwurzeln in Kontakt treten und mit ihnen Nährstoffe austauschen, berichten Forscher um Sietse van der Linde von den Königlichen Botanischen Gärten in London im Fachblatt „Nature“.

Die Charakterisierung guter Schwammerlplätze aus Sicht der Wissenschaft: Am wichtigsten für die Verbreitung von Pilzen seien die vorhandenen Baumarten, ihre Blattchemie sowie ihre Neigung, die Blätter abzuwerfen. Damit konnten die Forscher knapp ein Viertel (23 Prozent) der Schwankungen im Pilzbestand erklären. Der zweitwichtigste Faktor sei der Boden (21 Prozent), gefolgt von der Geografie (14 Prozent) und dem Klima (12 Prozent).

Bestandsaufnahme in ganz Europa

Das Team um van der Linde hatte für die Studie 29.644 Pilze aus ganz Europa vom nördlichen Skandinavien bis zur Spitze des italienischen Stiefels gesammelt und zusätzliche Daten von knapp 10.000 Exemplaren aus früheren Studien in ihre Untersuchung eingebunden.

Die Forscher hatten sich auch den Boden und das lokale Klima bei den Fundorten sehr genau angesehen. An der aktuellen Arbeit war auch Ferdinand Kristöfel vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Wien beteiligt.

Eierschwammerl neben einem Baumstamm

APA/ANGELIKA KREINER

Immer beliebt: Cantharellus cibarius vulgo Eierschwammerl

Die Mehrzahl (82 Prozent) der analysierten Pilze gehörte laut Studie zu den Ständerpilzen (Basidiomycota), wie etwa Steinpilze und Eierschwammerln. Bei den restlichen 18 Prozent handelte es sich um Schlauchpilze (Ascomycota), dazu gehören Morcheln, Trüffeln sowie die fruchtkörperlosen Hefe- und Schimmelpilze.

„Nährstoffhandel“ mit Baumwurzeln

Etwa die Hälfte waren „Generalisten“, also Pilze, die mit vielen verschiedenen Bäumen eine Partnerschaft eingehen können. Die andere Hälfte beschränkte sich entweder auf Nadel- oder Laubbäume. Die untersuchten Schwammerln waren nämlich allesamt Ektomykorrhiza-Pilze, die in die Wurzelrinde der Bäume hineinwachsen, um mit ihnen Nährstoffe auszutauschen.

Das Netz an fadenförmigen Pilzzellen im Boden ist viel weiträumiger und dichter, als ein Baumwurzelgeflecht je sein könnte. Durch „Nährstoffhandel“ mit Pilzen kommen die Bäume daher viel besser an wichtige Substanzen als alleine. Dadurch sind sie außerdem besser vor Bakterien und schädlichen Pilzen geschützt. Die Pilze wiederum erhalten von den Bäumen durch Fotosynthese produzierte Stoffe.

science.ORF.at/APA

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