Studie: Wirtschaft profitiert von Flüchtlingen

Wenn sich Flüchtlinge dauerhaft niederlassen, wirkt sich das positiv auf die Wirtschaft der Aufnahmeländer aus. Das ergab eine Studie, die europäische Wirtschaftsdaten aus 30 Jahren analysiert hat.

Kommen viele Flüchtlinge nach Westeuropa, dann sei das gut für die Wirtschaft, sagt der Ökonom Hippolyte d’Albis von der Paris School of Economics. Sein Team hat Wirtschafts- und Migrationsdaten über den Zeitraum 1985 bis 2015 ausgewertet. In der Analyse berücksichtigte es Zahlen aus 15 westeuropäischen Ländern, darunter Österreich. Diese zählen zu den wichtigsten Fluchtländern: Im Jahr 2015 wurden dort 89 Prozent aller Asylanträge in Europa gestellt.

Frühere Studien hätten sich vor allem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Migration, die auf einen permanenten Aufenthalt abzielt, fokussiert, sagen die Wissenschaftler. Dabei wurde die Gruppe jener, die aufgrund von Krieg oder anderen Bedrohungen aus ihren Heimatländern fliehen, bisher weniger beachtet. In ihrer Studie wendeten die Wissenschaftler ein Modell des Wirtschaftsnobelpreisträgers Christopher Sims an, mit dem sich die wirtschaftliche Antwort auf unerwartete externe Ereignisse („Schocks“) abbilden lässt. Damit könnten etwa die Folgen von tiefergreifenden demografischen Veränderungen auf die öffentlichen Finanzen berechnet werden.

Effekt auf BIP und Arbeitslosigkeit

In Österreich war so ein „Schock“ etwa 1991/92 während der Balkankriege. Nimmt man alle Zeitpunkte zusammen, in denen viele Flüchtlinge kamen, so steigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwei Jahre später im Schnitt aller 15 Länder um 0,54 Prozent. Dieser Trend hält rund vier Jahre an. Nach zehn Jahren ist der Effekt nicht mehr so stark zu sehen: Da steigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 0,13 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit hätten die „Schocks“ gesenkt, sagen die Forscher: „Und die zusätzlichen Ausgaben für Flüchtlinge durch die öffentliche Hand werden durch höhere Steuereinnahmen mehr als ausgeglichen.“

Allerdings dauert es bei Flüchtlingen länger als bei anderen Migranten, bis diese positiven Effekte auf Wirtschaft und Staatshaushalt eintreten. Da der Zeitraum bis 2015 untersucht wurde, wurden die Folgen der letzten großen Flüchtlingsbewegung nach Europa 2015 nicht berechnet.

science.ORF.at/APA

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