Boden der Antarktis hebt sich in Rekordtempo

Das Eis der Antarktis schmilzt, und das hat laut einer neuen Studie eine überraschende Folge: Ein Teil der Landmasse hebt sich im Rekordtempo, weil die Last des Eises geringer wird. Und das wirkt sich positiv auf den Eisbestand aus.

Wenn eine schwere Eisdecke wegschmilzt, hebt sich das Felsfundament darunter. In der Geophysik nennt man das eine isostatische Bodenhebung. Mit guten vier Zentimetern pro Jahr ist die Hebung in der Westantarktis allerdings die schnellste, die je in einer Eisregion gemessen wurde.

Die aufsteigende Landplatte an der Amundsensee nimmt etwa ein Drittel der Westantarktis ein. „Normalerweise findet eine solche Anhebung langsam, über Jahrtausende statt“, sagt Studienautorin Valentina Barletta, Geophysikerin an der Technischen Universität Dänemark. „Es zeigt uns, dass der Erdmantel sehr fluid ist.“

Links: Das aufsteigende Felsfundament an der Amundsensee (innerhalb der roten Markierung)
Rechts: GPS-Station der Wissenschaftler

VR. Barletta, DTU Space at the Technical University of Denmark/Google Earth/Terry Wilson, The Ohio State University

Links: Das aufsteigende Felsfundament an der Amundsensee. Rechts: GPS-Station der Wissenschaftler

Eisverlust höher als gedacht

Die gute Nachricht: Das Eis haftet besser am Grund, wenn sich dieser hebt. Dadurch bricht es nicht so schnell weg, auch wenn es weiter schmilzt. „Das könnte das Verschwinden des gesamten westantarktischen Eisschildes verlangsamen“, meint Geophysiker Rick Aster von der Colorado State University, der auch an der Messung beteiligt war. Würde das ganze Eisschild schmelzen, würde es den Meeresspiegel um drei bis vier Meter anheben.

Da man jetzt weiß, wie schnell der Felsuntergrund aufsteigt, könne man auch die Stabilität des Eisschildes besser vorhersagen, meinen die Wissenschaftler. Und hier kommt die schlechte Nachricht: Der Eisverlust ist bereits um etwa zehn Prozent höher als bis jetzt angenommen, weil man bei bisherigen Satellitenmessungen die Hebung nicht miteinbezogen hat.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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