Patent für CRISPR-Genschere an Uni-Wien

Mit der „Genschere“ CRISPR lässt sich das Erbgut von Tieren und Pflanzen gezielt verändern. Seit Jahren streiten Forscher um Patente – nun darf sich die Erfinderin Emmanuelle Charpentier freuen, und mit ihr die Uni Wien.

Denn nach dem europäischen hat nun auch das US-Patentamt den Erfindungsgeist von Emmanuelle Charpentier mit Schutz auf geistiges Eigentum gewürdigt. Es erteilte zwei Patente an die Forscherin, die Universität Wien, wo sie ihre Arbeit dazu begann, und die University of California Berkely (USA), wo ihre Partnerin Jennifer Doudna werkt.

Vergangene Woche gewährte das US Patent and Trademark Office (USPTO) zunächst ein Patent für die Benutzung der Genschere CRISPR/Cas9 bei Einzelstrang-RNA. Am Dienstag folgte nun der Patentschutz für die französische Mikrobiologin Charpentier und die Universitäten Wien und Berkeley, Erbgut-Regionen von zehn bis 15 „Buchstaben“ (Nukleotide) zu verändern.

„Dies wird besonders hilfreich dabei sein, Therapeutika für Menschen zu entwickeln sowie Verbesserungen in der Ernährungssicherheit zu erreichen“, so die Uni Berkeley in einer Aussendung.

Emanuelle Charpentier bei einem Vortrag in Wien

CeMM/Klaus Pichler

Charpentier bei einem Vortrag 2016 am CEMM in Wien

Uni Wien erfreut

„Wir begrüßen die Erteilung eines ersten Patentes in den USA zur CRISPR-Cas9 Technologie, die im Eigentum der University of California, der Universität Wien und von Emmanuelle Charpentier steht“, erklärte ein Sprecher der Uni Wien auf Anfrage der APA. Dies bestätige die breiten Anwendungen und das kommerzielle Potenzial dieser an der Universität Wien entwickelten Technologie.

Schon im Jahr 2017 bekam das Broad Institute in Cambridge (USA) vom USPTO die Patentrechte zugesprochen bei Verwendung von CRISPR/Cas9 an Zellen von höheren Organismen (Eukaryotische Zellen) wie Menschen, Mäusen und Nutzpflanzen. Der am Institut beschäftigte Forscher Feng Zhang hatte nämlich gezeigt, dass die Genschere, die ursprünglich aus Bakterien stammt, auch dort funktioniert.

Streit geht weiter

Diese Entscheidung irritierte die Gegenpartei rund um Doudna und Charpentier. Die beiden Biologinnen haben die Genschere als Erste bei den Bakterien entdeckt und eingesetzt. Bereits ein Jahr vor der Konkurrenz (nämlich 2012) stellten sie einen Antrag beim USPTO auf Schutz für CRISPR/Cas9 bei allen Organismen. Federführend auf dieser Seite ist die University of California Berkeley, aber auch die Universität Wien wird von den von Berkeley aufgestellten Anwälten vertreten.

Die beiden aktuellen Patente an Charpentier und die Universitäten Wien und Berkeley betreffen nicht den großen Streit vor dem US-Patentamt mit dem Broad Institut, bei dem es um die generelle Anwendung in Zellen von Pflanzen und Tieren geht. Bis jetzt hatten Charpentier, mittlerweile Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, und Doudna bereits zahlreiche Patente zu CRISPR/Cas9 vom Europäischen Patentamt, das mehr als 30 Länder repräsentiert, gewährt bekommen, sowie in Großbritannien, China, Japan, Australien, Neuseeland und Mexiko.

Mit CRISPR können Gene eingefügt oder ausgeschaltet werden, man kann defekte Erbgut-Teile ersetzen und einzelne DNA-Buchstaben verändern. Dadurch sind Eingriffe ins Erbgut viel schneller, genauer, einfacher und günstiger als mit den bisherigen Verfahren. So ist nicht nur in der Genforschung vieles einfacher geworden, sondern man könnte damit auch Erbfehler ausbessern, ganze Populationen etwa der Malariamücke ausrotten, Nutzpflanzen verändern und Blutzellen gegen das HI-Virus immun machen.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: