„Hayabusa-2“ erreicht ihr Ziel

Im Dezember 2014 gestartet, hat die japanische Raumsonde „Hayabusa-2“ seither 3,2 Mrd. Kilometer zurückgelegt. Heute hat sie ihr Ziel erreicht: den nur knapp einen Kilometer kleinen Asteroiden Ryugu.

Die Sonde sei nun in einer Position 20 Kilometer von Ryugu entfernt, bestätigte die japanische Raumfahrtagentur Jaxa. Von dort aus werde die Sonde Messungen vornehmen und einen geeigneten Landeplatz suchen.

„Wir waren alle sehr erleichtert“, sagte Missionsleiter Makoto Yoshikawa. „Wir sind weit gekommen, aber ab nun geht es um den wirklichen Teil der Mission.“

Asteroiden wie Ryugu, der nach einem unter Wasser liegenden Schloss aus der japanischen Mythologie benannt wurde, sind Gesteinsbrocken, die um die Sonne kreisen. Sie gelten als Überreste aus der Frühzeit unseres Sonnensystems.

Asteroid in Rhombusform

Am Montag veröffentlichte Bilder zeigen Ryugu aus einer Entfernung von 40 Kilometern. Der Asteorid ist rhombusförmig und nicht rund, wie bisher gedacht. Krater und Felsen seien zu sehen, schrieb Projektmanager Yuichi Tsuda von der japanischen Weltraumagentur JAXA. „Diese Form ist wissenschaftlich überraschend und stellt uns vor einige technische Herausforderungen.“

Ryugu, aufgenommen am 24.6.2018

JAXA

Ryugu, aufgenommen am 24.6.2018

Die Mission ist zweigeteilt. Zum einen soll „Hayabusa-2“ (japanisch für Falke) im dichten Überflug versuchen, Proben des Asteroiden zu nehmen und zur Erde zurückfliegen – die Ankunft ist für Ende 2020 geplant. Zum anderen soll der an Bord befindliche Lander „Mascot“ (Mobile Asteroid Surface Scout) aus einer Höhe von 100 Metern im freien Fall auf den Asteroiden herabsinken und dort bleiben. Dies soll Anfang Oktober geschehen.

Licht in den solaren Nebel bringen

Überwacht und betrieben wird das zehn Kilogramm schwere Gerät mit seinen vier Instrumenten vom „Mascot Control Center“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. „Wir untersuchen mit der Mission ursprüngliches Material aus dem solaren Nebel, mehr als 4,5 Milliarden Jahre alt und kaum verändert“, erklärt Planetenforscher Jaumann in einem Blogeintrag des Raumfahrtzentrums.

„Die größten Herausforderungen werden die Trennung von der Muttersonde und die anschließende Landung sein“, sagte DLR-Projektleiterin Tra-Mi Ho zum Start der Mission am 3. Dezember 2014. Der Asteroid, der anfangs „1999 JU3“ genannt wurde, hat einen Durchmesser von nur etwa 900 Metern und lediglich etwa ein 60.000stel der Erdanziehungskraft.

Gemessen wurden diese Werte allerdings von der Erde aus - wie groß mögliche Fehlerabweichungen zur Realität sind, wird das Mascot-Team ganz genau erst nach Ankunft in der Umlaufbahn von Ryugu erfahren, so das DLR.

Kreuzt die Erdbahn

Ryugu ist besonders kohlenstoffhaltig und gehört damit zu einer häufig vorkommenden Klasse von erdnahen Asteroiden. Teleskopmessungen ließen vermuten, dass er Wasser enthält. Es besteht die Möglichkeit, dass Asteroiden einst mit Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten gebracht haben könnten.

Ryugu ist zudem ein erdbahnkreuzender Asteroid. Auch wenn er selbst der Erde wohl nie gefährlich werde, wäre es für zukünftige Abwehrmissionen hilfreich, wenn man mehr über diese Art der Asteroiden erfahren würde, heißt es.

DLR-Animation auf YouTube: „Mascot“ auf „Hayabusa-2“

Mit Hilfe seiner Sensoren wird sich „Mascot“ auf Ryugu orientieren. Mit einem eingebauten Schwungarm kann er bis zu 70 Meter weit hüpfen und so erstmals an verschiedenen Orten auf einem Asteroiden Messungen vornehmen. Die vier Instrumente im Inneren des 30 mal 30 mal 20 Zentimeter großen Landers sollen unter anderem die mineralogische und geologische Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche samt Temperatur untersuchen sowie das Magnetfeld ermitteln. Wenn alles glatt verläuft, werden die Forscher insgesamt bis zu 16 Stunden lang Daten erhalten. Zugleich wird „Mascot“ als Späher erkunden, wo die Sonde Material einsammeln soll.

Bereits der zweite „Falke“

Ist die von der französischen Raumfahrtagentur CNES beigesteuerte Batterie des Landers erschöpft, dann ist die Mission des Geräts beendet. Die japanische Muttersonde dagegen wird zurück zur Erde fliegen und soll dort Ende 2020 über einer Wüste in Australien eine Kapsel mit den eingesammelten Proben des Asteroiden abwerfen.

Bereits 2010 hatte die Raumsonde "Hayabusa“, Vorgängerin der „Hayabusa-2“, weltweit erstmals Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht. Die japanischen Mitarbeiter des Projekts wurden in ihrer Heimat besonders gefeiert. Denn es ging nicht nur um die Proben, sondern auch um die eingebauten Technologien: Die Sonde sollte als Pionier den Weg für weitere Missionen wie die zu Ryugu ebnen - und Japan die technologische Führerschaft sichern.

Weltweit Aufsehen erregt hatte zuletzt die Sonde „Rosetta“, deren Mini-Labor „Philae“ 2014 auf dem Kometen „Tschuri“ (67P/Tschurjumow-Gerassimenko) gelandet war. 2016 startete die NASA ihre Sonde „Osiris Rex“, die in diesem August den Asteroiden Bennu erreichen soll.

science.ORF.at/dpa

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