Das Drama um Myanmars Elefanten

Ein Heilmittel aus Elefantenhaut - das gibt es in der traditionellen chinesischen Medizin. Hauptlieferant ist Myanmar. Dort töten Wilderer immer öfter Elefanten, um ihnen die Haut abzuziehen: Die Großsäuger drohen auszusterben.

Über den Handel mit Elefantenhaut und anderen Wildtierprodukten schrieb die burmesische Zoologin Sapai Min ihre Doktorarbeit. „Heute wird in Myanmar im Schnitt jede Woche ein Elefant wegen seiner Haut gewildert“, sagt sie.

Sendungshinweise

Diesem Thema widmet sich heute auch ein Beitrag im Mittagsjournal. Sowie die Ö1-Dimensionen am 18. Juli 2018: „Arbeitslos – verehrt – geschunden. Das Drama um Myanmars Elefanten“.

Die getrocknete Elefantenhaut werde zu einem Pulver zerrieben und mit Kokosöl vermischt. Manchmal werde die Haut auch verbrannt und zu Asche verarbeitet. In der traditionellen Medizin, vor allem in China, werden diese Mischungen gegen Hautkrankheiten und Magenbeschwerden angeboten, so die Zoologin.

Eine heilende Wirkung von Elefantenhaut-Präparaten sei nicht nachgewiesen. Auch Armbänder und andere Schmuckstücke entstehen aus der Haut gewilderter Elefanten. Hergestellt werden Elefantenhautprodukte hauptsächlich in China, aber auch in Myanmar und Laos.

Handel auf Märkten und im Internet

Am meisten Elefantenhaut werde in Myanmar auf den Märkten entlang der Grenze zu China verkauft, sagt Sapai Min, die vor Ort verdeckt recherchierte. „Dabei stellte ich zwischen 2015 und 2017 eine Zunahme von 80 Prozent fest. Denn heute ist Haut leichter zu verkaufen als Elfenbein, bei dem es bessere Kontrollen gibt.“

Getrocknete Elefantenhaut, angeboten auf einem Markt

WWF

Getrocknete Elefantenhaut auf einem Markt in Myanmar

China ist Hauptabnehmer für Hautprodukte des Elephas maximus, des asiatischen Elefanten. Bekannt sind Verkaufsstellen in den Provinzen Yunnan, Guangdong und Fujian. Ein großer Teil des Handels läuft online über chinesische Plattformen wie Baidu und WeChat. Zusammen erreichen sie täglich mehr als eine Milliarde Nutzer.

Chinesische Pharma-Unternehmen schalten Werbung mit Elefantenhaut-Produkten. Dies laut der englisch-amerikanischen Nichtregierungs-Organisation „Elephant Family“. Die gleiche Quelle berichtet, dass die staatliche chinesische Forstverwaltung offenbar Lizenzen für diese Produkte vergibt. Laut WWF werden in Chinas traditioneller Medizin ungefähr 750 Tierarten verwendet.

„Gesamte Population gefährdet“

2015 wurden an der Grenze zu China tausendeinhundert Kilo Elefantenhaut beschlagnahmt, die bisher größte Menge. Christy Williams, dem Landesdirektor des WWF Myanmar, macht die Jagd nach Elefantenhaut große Sorgen, denn Wilderer würden auf der Jagd nach der Haut einfach alles töten: Kälber, Kühe, Tiere jeden Alters.

„Deswegen sind heute nicht nur männliche, Stoßzahn tragende Bullen gefährdet, sondern die gesamte Population. Dazu kommt der rasante Waldverlust. Dieser Generalangriff kann sehr schnell zum Aussterben der Elefanten in Myanmar führen.“ In Burma wird neben Brasilien und Indonesien weltweit am meisten Wald abgeholzt.

Kadaver: Enthäuteter Elefant im Gebüsch

Compass Films - H.EL.P. Myanmar

Von Wilderern getöteter und enthäuteter Elefant in Myanmar

Was wird gegen die Elefanten-Wilderei unternommen? Laut Christy Williams sollen nun schärfere Gesetze eingeführt werden. Wilderer könnten demnach bis zu zehn Jahre Gefängnis kassieren. Weil Myanmar zu den weltweit korruptesten Staaten gehört – auch die Justiz ist laut dem neusten Myanmar-Korruptionsreport käuflich –, ist es ungewiss, ob neue Gesetze wirksam werden können.

Peter Jaeggi, Ö1-Wissenschaft

Mehr zu diesem Thema: