Veterinärmedizin begann vor 3.000 Jahren

Die Wiege der Tiermedizin könnte in der heutigen Mongolei liegen. Belege dafür haben Wissenschaftler in 3.000 Jahre alten Pferdeknochen entdeckt: Den Tieren wurden offenbar Zähne chirurgisch entfernt.

Für die Nomaden Zentralasiens spielen Pferde seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle. Die Forscher vom Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte gehen davon aus, dass schon die Hirten der sogenannten Hirschstein-Khirigsuur-Kultur (1.300 bis 700 v. Chr.) medizinische Eingriffe vornahmen, sofern die Zähne den Tieren Probleme beim Fressen bereiteten.

Studie

„Origins of equine dentistry“, PNAS (2.7.2018).

Nomaden als Medizin-Pioniere

Auch für den Einsatz der Pferde als Reittiere in Kriegen könnten die Eingriffe entscheidend gewesen sein, erklären die Forscher. Mit der parallelen Entwicklung von metallenen Gebissen für Zaumzeuge hätten die Tiere besser kontrolliert werden können. Zahnfehlbildungen oder kranke Zähne könnten in Kombination mit dem Mundstück aber besonders schmerzhaft für die Tiere gewesen sein. Solche Zähne seien daher entfernt worden, so die Annahme.

Dies galt demnach auch für sogenannte Wolfszähne - kleine, nicht immer angelegte Zähne bei Pferden. Sie können bei Zaumzeug mit Gebiss erhebliche Schmerzen verursachen und werden daher auch heute üblicherweise schon bei Jungtieren entfernt.

Uralter Pferdezahn in Großaufnahme

PNAS

Die von den Forschern entdeckten Zähne zeigen deutliche Behandlungsspuren

Für Studienleiter William Taylor belegen die Funde auch, dass die Geschichte des Reitens und der Pferdehaltung die Entwicklung der Tiermedizin entscheidend mitgeprägt hat. „Man betrachtet die Tiermedizin oft eher als eine westliche Wissenschaft.“ Die Ergebnisse zeigten, dass das Wissen wohl nicht in den sesshaften Zivilisationen Chinas oder des Mittelmeerraumes entstand, sondern bereits Jahrhunderte zuvor bei den Nomadenvölkern, deren Leben entscheidend vom Wohlergehen ihrer Pferde abhing.

Die Nomaden der Hirschstein-Khirigsuur-Kultur hinterließen in der mongolischen Steppe hunderte unter anderem mit Hirschfiguren verzierte Steinstelen. In ihren steinernen Grabhügeln wurden oft Pferde mitbeerdigt.

science.ORF.at/dpa

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