Europas Gewässer in schlechtem Zustand

Die EU-Staaten haben Fortschritte bei der Qualität ihrer Gewässer gemacht. Ihr Zustand ist dennoch mangelhaft, wie aus dem aktuellen Gewässerbericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervorgeht.

Laut dem neuen EEA-Bericht sind fast zwei Drittel der europäischen Flüsse, Seen und Grundwasserkörper in schlechter Verfassung, nur 40 Prozent der Gewässer erreichen das EU-Mindestziel „guter ökologischer Zustand“. Noch immer seien Verschmutzung, übermäßige Wassernutzung und Dammbauten die größten Bedrohungen für die Gewässer.

Relativ gute Noten für Grundwasser

Untersucht wurden rund 130.000 Gewässer in der EU. Im Schnitt erreichten Grundwasserquellen die besten Bewertungen. 74 Prozent dieser Becken wurde ein guter chemischer Zustand bescheinigt. Hingegen zeigten nur 38 Prozent der untersuchten Seen, Flüsse und anderer Oberflächengewässer einen guten chemischen Zustand.

Besonders in Nordskandinavien, Schottland, Estland, der Slowakei, Rumänien sowie Flussbecken in der Mittelmeer-Region hatten relativ gute Werte beim ökologischen Status. Hingegen schnitten Flussbecken in Zentraleuropa mit höherer Bevölkerungsdichte und intensiverer landwirtschaftlichen Nutzung auffallend schlecht ab.

WWF übt Kritik

Der WWF kritisierte, dass auch Österreich in dem Bericht schlecht abschneide. „Der Bericht muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein. Wir müssen unsere Gewässer stärker schützen und schneller sanieren. Nur 15 Prozent sind noch ökologisch intakt“, sagte WWF-Expertin Bettina Urbanek. Die Umweltorganisation forderte mehr Budget für Gewässerschutz und Renaturierungen von bereits zu stark verbauten Gewässern. Zugleich müssten die letzten intakten Gewässer vor weiteren Eingriffen bewahrt werden.

Österreichs Gewässer seien zwar sauberer als im europäischen Durchschnitt, dennoch sind 60 Prozent der Fließgewässer in keinem guten ökologischen Zustand. „Einer der Hauptgründe ist die starke Verbauung wie zum Beispiel durch Wasserkraftwerke und weitere Regulierungen. Mehr als 5.200 Kraftwerke unterbrechen die Gewässer und verwandeln viele Fließgewässer in ökologisch tote Stauseen“, so Urbanek. Dazu komme, dass das Bundesbudget für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen zuletzt ausgetrocknet worden sei. „Ohne Trendwende wird Österreich die EU-Vorgaben deutlich verfehlen“, sagte Urbanek.

„Sukzessive zubetoniert“

Der Umweltdachverband forderte Anstrengungen zur Renaturierung von Fließgewässern. „Österreichs Flüsse und Bäche ringen nach wie vor mit Begradigungen, Regulierungen und Verbauungen durch Kraftwerke - unsere letzten unversehrten Gewässerstrecken werden sukzessive zubetoniert. In den Stauketten der Flüsse und Bäche fehlen wichtige Lebensräume“, konstatierte der Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, Gerald Pfiffinger.

science.ORF.at/APA

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