Zwölf neue Jupitermonde entdeckt

Wer meint, unser Planetensystem sei schon restlos erforscht, wird nun eines Besseren belehrt: US-Astronomen haben nicht weniger als zwölf neue Jupitermonde entdeckt. Einer davon fliegt offenbar gegen die Einbahn: Ein Frontalzusammenstoß steht bevor.

Milliarden Lichtjahre vermögen die Astronomen heutzutage mit ihren Teleskopen ins All zu blicken, so gesehen ist es schon erstaunlich, dass es auch noch in unmittelbarer Nachbarschaft der Erde Neues zu entdecken gibt.

Was letztlich daran liegt, wie sich Objekte im Weltall zu erkennen bzw. eben nicht zu erkennen geben. Über so bombastische Signale, wie man sie etwa von Neutronensternen oder Quasaren kennt, verfügen nämlich Monde nicht: Sie produzieren weder Licht noch Strahlung, sie sind meist klein - und zeigen sich allenfalls dann im Schein der Sonne, sofern man sehr sehr genau ins Dunkel des Raumes späht.

Video: Roberto Molar-Candanosa, Carnegie Institution for Science

Eigentlich waren Scott Sheppard und sein Team auf der Suche nach dem mysteriösen „Planeten Neun“ - einem hypothetischen Himmelskörper, der weit jenseits des Neptun seine Bahnen um die Sonne ziehen könnte. Weil bei den Beobachtungen am CTI-Observatorium in Chile auch gerade Jupiter im Blickfeld war, nahmen die Forscher von der Carnegie Institution den Gasriesen kurzerhand noch ins Programm.

Und wurden prompt fündig: Wie die Forscher nun berichten, spürten sie bei ihren Beobachtungen nicht weniger als ein Dutzend neue Jupitermonde auf. Ein bis drei Kilometer beträgt ihr Durchmesser, das ist weniger als ein Tausendstel der Größe des Erdenmondes (Durchmesser: 3.400 Kilometer).

Auf Kollisionskurs

Neun der Monde kreisen „retrograd“, also entgegen der Rotationsrichtung ihres Planeten. Bei diesen neun dürfte es sich um Bruchstücke von drei größeren Monden handeln, die einst mit Asteroiden, Kometen oder anderen Monden kollidiert sind. Verbleiben noch zwei rechtläufig kreisende Monde, wohl ebenfalls Bruchstücke eines größeren Trabanten. Sowie, als zwölfter unter den neu entdeckten Himmelskörpern, ein Sonderling namens Valetudo, benannt nach Jupiters Urenkelin, der römischen Göttin der Gesundheit.

Als Referenz passend wäre auch das portugiesische „vale-tudo“ gewesen, was so viel heißt wie: „Alles ist möglich.“ Denn dieser Mond hat eine unorthodoxe, stark geneigte Umlaufbahn, die jene der neun gegenläufigen Monde kreuzt. Fazit der Studie: Valetudo steuert auf eine Kollision zu. Mit allen Neunen.

Jupiter und sein Mond Ganymed

ESA/Hubble

Ganymed ist der größte unter Jupiters 79 Monden

Das wird nicht ewig gutgehen, sagt Sheppard. „Die Situation ist instabil. Frontalzusammenstöße würden diese Objekte zerbrechen und letztlich zu Staub zermahlen.“ Wann genau das passieren wird, bleibt unklar. Laut Sheppard dauert es im Schnitt etwa eine Milliarde Jahre, bis es in so einem System zum Crash kommt.

Historisch betrachtet befinden sich die US-Forscher jedenfalls auf klassischem Terrain. War es doch Galileo Galilei, der vor 400 Jahren mit seiner Entdeckung der vier Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto das Zeitalter der modernen Astronomie eingeläutet hat. Mit den letzten Funden hält Jupiter nun bei insgesamt 79 Trabanten, so vielen wie kein anderer Planet im Sonnensystem.

Robert Czepel, science.ORF.at

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