AIDA im Kampf gegen anfliegende Asteroiden

Eine Sonde stürzt gezielt auf einen Asteroiden und bringt ihn so von seinem gefährlichen Kurs Richtung Erde ab: Das ist kein bloßes Filmszenario - 2022 soll die Mission AIDA testen, ob das Ganze auch in Wirklichkeit funktioniert.

Im kalifornischen Pasadena tagte Mitte Juli das Committee for Space Research, die COSPAR 2018. Dort beschäftigten sich Wissenschaftler mit Zukunftsfragen der Raumfahrt. Dazu gehört die Möglichkeit, dass ein Asteroid auf die Erde zusteuert. Ein Aufschlag müsste rechtzeitig verhindert werden. Ein Gemeinschaftsprojekt von NASA und ESA soll testen, ob sich ein solcher Brocken auf Kollisionskurs ablenken ließe.

Das Ziel: „Didymos“

„Europa wird die Show verpassen“, muss Patrick Michel eingestehen. Der Franzose arbeitet am Observatoire de la Cote d’Azur in Nizza. Und er ist der Chefwissenschaftler von „Hera“. Diese Sonde soll Europas Beitrag einer amerikanisch-europäischen Weltraummission werden, die erstmals einen Asteroiden aus seiner Bahn werfen soll: AIDA, eine Abkürzung für Asteroid Impact & Deflection Assessment. Doch Europas Weltraumorganisation (ESA) hat ihren Teil des Projekts bisher nicht finanziert. „Und darum werden wir das Spektakel nicht beobachten können.“

Auch ohne dass Europa mit einer eigenen Sonde zusieht, wollen die USA dennoch ihre Sonde 2022 auf den Asteroiden „Didymos“ stürzen lassen. Durch den Aufprall soll sich seine Bahn minimal verändern. „Je nach Umlaufbahn werden wir den Asteroiden beschleunigen oder verlangsamen“, erläutert der Astronom Andrew Rivkin vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University im US-Bundesstaat Maryland. „Wir wollen ihn also entweder frontal treffen oder genau von hinten, wenn er sich von uns entfernt.“

NASA-Animation des Aufpralls:

Dabei dürfte die Oberflächenbeschaffenheit des Asteroiden dem Zweck der Mission zugutekommen. Je weniger weich und porös und je massiver und stabiler er ist, desto mehr Oberflächenmaterial wird sich beim Aufprall der Sonde lösen. Es entweicht in den Weltraum und nimmt einen Teil der Bewegungsenergie des Asteroiden mit. Zusätzlich zur Wucht des Einschlags wird also auch die Fluchtbewegung dieser Staub- und Gesteinsmassen die Bahnveränderung unterstützen.

Eine minimale Kursveränderung würde im Ernstfall dazu führen, dass ein Asteroid die Erde verfehlt. Je frühzeitiger Astronomen ihn entdecken, desto geringer müsste die Bahnänderung und damit die Wucht des Aufpralls ausfallen. „Ich denke, dass das mit großer Wahrscheinlichkeit funktioniert.“ Der Radarwissenschaftler Shantanu Naidu vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena ist optimistisch. „Wir werden die Bahnveränderungen des Asteroiden von der Erde aus leicht beobachten können.“

Patrick Michel in Pasadena

Guido Meyer, science.ORF.at

Patrick Michel in Pasadena

Es ist nie zu spät für einen Blick in den Krater

Vier Jahre nach dem Einschlag will dann Europa mit seiner Sonde so weit sein. 2026 soll „Hera“ beim Asteroiden eintreffen. Das sei nicht zu spät, um Messungen anzustellen, die die Auswirkungen des Einschlags untersuchen, findet Michel vom Observatorium in Nizza. „Asteroiden verändern sich in astronomischen Zeitskalen von Tausenden oder Zehntausenden Jahren.“ Nach vier Jahren dürfte sich am Krater nichts verändert haben. „Wir kommen also immer noch früh genug.“ Die ESA will im Dezember kommenden Jahres entscheiden, ob das Asteroidenabwehrprojekt AIDA finanziert wird.

Guido Meyer, science.ORF.at

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