Natürliche Ressourcen für 2018 verbraucht

Heute ist "Welt-Erschöpfungstag“ – ein symbolisches Datum, das zeigt, dass die Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann, erschöpft sind. Die Menschheit lebt bis Ende des Jahres also theoretisch auf Öko-Kredit.

Wir verbrauchen die Natur schneller als sie sich erholen kann - so die Idee des „Welt-Erschöpfungstages“, einer jährlichen Kampagne der Umweltorganisation Global Footprint Network. Der Tag markiert das Datum, an dem die Menschheit - etwa durch Überfischung oder Abholzung von Wäldern - mehr natürliche Ressourcen entnommen hat, als die Erde in einem Jahr erneuern kann.

Der Weltüberlastungstag, auf Englisch Earth Overshoot Day, wird mit Hilfe des sogenannten ökologischen Fußabdrucks berechnet. Dieser stellt Angebot und Verbrauch von natürlichen Rohstoffen gegenüber. Auf der einen Seite steht die biologische Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen - also etwa, wie viele Wälder in einem Jahr wachsen können oder wieviel CO2 die Atmosphäre aufnehmen kann. Demgegenüber steht der menschliche Verbrauch von natürlichen Ressourcen. Verbrauchen wir mehr, als die Erde zur Verfügung stellt, ist der ökologische Fußabdruck zu groß.

Entwicklung des Welt-Erschöpfungstags seit Anfang der 70er Jahre laut dem Global Footprint Network

Global Footprint Network

Entwicklung des Welt-Erschöpfungstags seit 1969 laut dem Global Footprint Network

Österreich braucht besonders viele Ressourcen

Als reiches Land, in dem viel konsumiert wird, hat Österreich im weltweiten Vergleich eine besonders schlechte Ökobilanz. Würden alle Menschen so leben wie der Durchschnitts-Österreicher, wären die Ressourcen bereits am 15. April erschöpft.

Den größten Anteil am ökologischen Fußabdruck machen hierzulande die Bereiche Mobilität, Ernährung, Wohnen und Energie aus, so Michael Schwingshackl vom österreichischen Footprint-Netzwerk. In diesen Bereichen könnten auch 80 Prozent des persönlichen Fußabdruckes eingespart werden.

Damit das tatsächlich passiert, sei aber ein Umdenken beim individuellen Konsum notwendig: „Wir können nicht ins Umweltministerium gehen und sagen, Frau Ministerin, bitte retten Sie unser Klima - aber mein Flug in den Urlaub ist schon gebucht, mein Schnitzel bestellt und draußen steht mein fossil betriebenes Auto.“

Vielmehr sei eine Kombination aus persönlichem Handeln und Rahmenbedingungen seitens der Politik gefordert, um beim Umweltschutz Fortschritte zu machen. Sehr schnell realisieren lasse sich alles, was mit Technologie lösbar ist – also etwa im Bereich des Wohnens durch Passivhäuser, Solarenergie und Ökostrom. Wo eine Änderung des individuellen Verhaltens notwendig ist, gehe es dagegen oft langsamer voran.

Michael Schwingshackl im Interview

Franziska Oppitz, ORF

Michael Schwingshackl im Interview

Verzicht nicht unbedingt nötig

Dabei müsse man nicht immer auf Lebensqualität verzichten, um den eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten. „Von Heizöl auf ein Niedrigenergiehaus umzusteigen, ist kein Verzicht“, so Schwingshackl. Und wer weniger Fleisch esse und öfter auf vegetarische Alternativen zurückgreife, senke das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gewinne an Gesundheit.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 1.8., 7:00 Uhr.

„Wir essen ohnehin dreimal mehr Fleisch, als empfohlen“, so Schwingshackl. Bei gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln müsse auch der Verzicht aufs Auto nicht als solcher gesehen werden. Wenn also die politischen Rahmenbedingungen stimmen und verankerte Denkweisen – wie etwa die Fixierung aufs Auto – überdacht werden, sei auch bei geringerem Ressourcenverbrauch eine Steigerung der Lebensqualität zu erwarten, so Schwingshackl.

Globale Bedeutung

Beim ökologischen Fußabdruck geht es auch um globale Gerechtigkeit: „Momentan ist es so, dass etwa ein Viertel der Weltbevölkerung drei Viertel aller Vorräte und Ressourcen der Welt konsumiert“, so Schwingshackl. Reiche Länder würden natürliche Rohstoffe auf Kosten von ärmeren verbrauchen - und ab dem jeweiligen Welterschöpfungstag leben alle Menschen auf Kosten nachfolgender Generationen.

Laut Berechnungen der Umweltorganisation lebt die Menschheit seit den 1970er Jahren über ihre Verhältnisse. Der Welterschöpfungstag findet dabei jedes Jahr um einige Tage früher statt – wobei seit 2010 tendenziell eine Stagnation erkennbar ist. (siehe Grafik oben)

Der Welterschöpfungstag soll also daran erinnern, dass die Ressourcen der Erde begrenzt sind - aber dass diese auch gerecht verteilt werden können. Denn laut Berechnungen des Footprint-Networks könnte die Menschheit bis 2050 wieder mit den Naturressourcen des einen Planeten auskommen. Etwa durch eine Reduktion des Fleischkonsums um 50 Prozent oder durch die Verringerung der CO² Emissionen um drei Prozent.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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