Fields-Medaillen an vier Mathematiker verliehen

Seit über 80 Jahren verleiht die Internationale Mathematische Union (IMU) die Fields-Medaillen. Vier junge und herausragende Mathematiker wurden damit am Mittwoch bei einem Kongress in Rio de Janeiro ausgezeichnet.

Das Prestige der Fields-Medaille ist mit dem der Nobelpreise vergleichbar. Vor vier Jahren war Martin Hairer von der University of Warwick in Großbritannien der erste Österreicher, der damit ausgezeichnet wurde.

Wichtig wie der Nobelpreis

Die IMU verleiht die Medaille seit 1936 alle vier Jahre an bis zu vier Mathematiker unter 40. Preisträger sind heuer der erst 30 Jahre alte Peter Scholze von der Universität Bonn, Akshay Venkatesh von der Stanford University, USA), Alessio Figalli von der ETH Zürich und Caucher Birkar von der Cambridge University in Großbritannien.

Sie alle erhielten am Mittwoch bei dem Kongress die goldene Medaille, die mit einem Preisgeld von knapp 10.000 Euro verbunden ist und auf den Mathematiker John Charles Fields zurückgeht. Zu den Preisträgern zählen Jean Pierre Sarre, der mit 27 Jahren der bisher jüngste Preisträger ist, und Maryam Mirzakhani, die als erste und bisher einzige Frau die Fields-Medaille gewann.

Fields-Medaille

Stefan Zachow, IMU

Die Medaille

Eine weitere hochrangige Mathematik-Auszeichnung neben der Fields-Medaille ist der Abelpreis, der ohne Altersbeschränkung und jährlich verliehen wird.

Über den Tellerrand geschaut

Das sei „schon eine herausragende Ehre“, sagte Peter Scholze der Deutschen Presse-Agentur in einer ersten Reaktion. Was er macht, ist für Laien schwer bis gar nicht verständlich. Scholze forscht zur sogenannten arithmetischen Geometrie und schafft Verbindungen zwischen verschiedenen Gebieten der Mathematik. Das hilft Fachleuten, Probleme in einem Bereich mit Ansätzen aus einem anderen zu lösen. Gewissermaßen blickt Scholze über den Tellerrand der einzelnen Disziplinen und verknüpft Lösungsansätze. Seine Forschung gilt als weltweit bahnbrechend und richtungsweisend.

Er selbst beschreibt das so: „Was mich interessiert, sind die ganzen Zahlen - also 1, 2, 3, 4, 5 und so weiter - und ihre Eigenschaften, also was für Gleichungen man damit lösen kann. Und diese ganz grundlegende Fragestellung benötigt abstrakte Methoden, die aus verschiedenen, überraschenden Bereichen der Mathematik kommen: aus der Geometrie, aus der Analysis. Eigentlich gibt es da aus allen Gebieten der Mathematik Querverbindungen.“

Aus dem Schüler wurde ein Lehrer

Für seine Arbeit hat Scholze schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen, darunter den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Fermat-Preis der Universität Toulouse. Scholze ist Mitglied unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Nach der schulischen Ausbildung in Ostberlin wechselte Scholze an die Bonner Universität. Dort schloss er das Studium schneller als vorgesehen ab und wurde mit 24 Jahren zum damals jüngsten Professor Deutschlands.

Scholzes Doktorvater Michael Rapoport sagt: „Er ist der bessere Mathematiker als ich, er hat tiefere Einblicke als ich, er hat den besseren Überblick.“ Wie die Studenten hole auch er selbst sich Rat bei Scholze. „Er ist inzwischen mein Lehrer.“

science.ORF.at/dpa

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