Fields-Medaille kurz nach Verleihung gestohlen

Der britisch-iranische Mathematiker Caucher Birkar (40) erhielt gestern in Rio de Janeiro die Fields-Medaille, die höchste Auszeichnung seines Fachs. Eine halbe Stunde später war sie verschwunden. Nun ermittelt die Polizei.

Nach örtlichen Medienberichten hatte der Wissenschaftler von der Universität Cambridge die Fields-Medaille nach der Verleihung in seine Aktentasche auf dem Tisch gesteckt. Sicherheitsleute beim Internationalen Mathematiker-Kongress fanden die Tasche später unter einer Bank, aber ohne die Medaille.

Der Diebstahl sei von einer Sicherheitskamera aufgenommen worden, hieß es. Die Aufnahmen würden derzeit analysiert, zitierte die britische Tageszeitung „Guardian“ aus einer Mitteilung der Organisatoren. Nach Angaben der Internationalen Mathematischen Union (IMU) besteht die Medaille aus 14 Karat Gold und hat einen Wert von gut 3.600 Euro. Die Kopfseite der Münze ziert das Profil des antiken griechischen Mathematikers Archimedes.

Kurdischer Bauernsohn erklimmt Olymp

Birkar, der im Bereich der algebraischen Geometrie arbeitet, war ursprünglich als Asylsuchender aus dem Iran nach Großbritannien gekommen. Seine Auszeichnung sei auch eine gute Nachricht für die Kurden, sagte der Mathematiker: „Ich hoffe, die Neuigkeiten werden ein kleines Lächeln auf die Lippen dieser 40 Millionen Menschen zaubern.“

Der Star-Mathematiker wuchs im Iran auf dem Land auf. Mathematik lernte er zunächst von seinem älteren Bruder. Später studierte er an der Universität Teheran. „Meine Eltern sind Bauern, mein Mathe-Erfolg ist sehr merkwürdig“, sagte Birkar in einem Video über seine Auszeichnung. Die Wissenschaft habe ihm Flügel verliehen.

Caucher Birkar bei der Verleihung der Fields-Medaille

APA/AFP/STR

Caucher Birkar bei der gestrigen Preisverleihung

Seine Beschäftigung mit der Mathematik unterteilt er in zwei Stadien. Das erste Stadium sei das Lernen, das einem Spaziergang durch eine „historische Stadt“ mit „wunderschöner Architektur“ gleiche. „Das zweite Stadium ist so, als hätte ich plötzlich Flügel und könnte über die Stadt fliegen und die Dinge sehen, die ich vom Boden schlicht nicht sehen konnte“, sagte Birkar.

Die IMU verleiht die Fields-Medaille seit 1936 alle vier Jahre an bis zu vier herausragende Mathematiker unter 40 Jahren. Neben Birkar wurde auch Peter Scholze von der Universität Bonn ausgezeichnet. Die weiteren Preisträger: Akshay Venkatesh (Princeton University und Stanford University, USA) und Alessio Figalli (ETH Zürich, Schweiz).

science.ORF.at/dpa

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