Tropische Zecken in Deutschland gefunden

In Deutschland sind mehrere Exemplare einer Zeckenart aufgetaucht, die bisher in den Tropen vorkommen. Experten sind alarmiert, Österreich taucht in einer Liste mit solchen Zeckenfunden bisher nicht auf.

Experten der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wiesen in diesem Jahr bisher sieben Exemplare der Gattung Hyalomma nach. „Bisher gab es lediglich zwei Einzelfunde in den Jahren 2015 bis 2017“, sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Uni Hohenheim, am Dienstag.

„Diese Zeckenarten könnten in Deutschland Einzug halten. Wir werden sie in diesem Jahr verstärkt im Auge behalten und bereiten uns darauf vor, ihr in den nächsten Monaten womöglich noch öfters zu begegnen.“ Die Expertin nannte zahlreiche Länder wie Italien, Frankreich, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Spanien, Portugal, Rumänien und Ukraine, wo man diese Zecken nachgewiesen habe. Österreich tauchte in der von ihr zitierten Liste nicht auf.

Vermutlich über Vögel eingeschleppt

Gefunden wurden die Zecken demnach allesamt an Nutztieren, an Pferden und einem Schaf. Ein Exemplar trug ein gefährliches Bakterium in sich, Rickettsia aeschlimannii, einen bekannten Erreger des Zecken-Fleckfiebers. Hyalomma-Arten - in Deutschland wurden jetzt Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes festgestellt - gelten auch als wichtiger Überträger unter anderem des Krim-Kongo-Fiebers. Es ist in Deutschland und Österreich bisher nicht aufgetreten.

Einheimische Zecke (Gemeiner Holzbock, li.) im Vergleich zu Hyalomma marginatum

IMB / Lidia Chitimia-Dobler

Einheimische Zecke (Gemeiner Holzbock, li.) im Vergleich zu Hyalomma marginatum

Die zu anderen „heimischen“ Zecken vergleichsweise großen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen tauchten in diesem Jahr in Deutschland im Raum Hannover, in Osnabrück und in der Wetterau auf und wurden vermutlich über Vögel eingeschleppt. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt.

Eine Folge der Klimaerwärmung

Die Wissenschaftler führen das Auftreten von Hyalomma-Zecken in Deutschland auf den heißen, trockenen Sommer zurück. Diese tropische Zeckenart bevorzuge eine geringere Luftfeuchtigkeit als die hierzulande üblicherweise vorkommenden Zecken. Überraschend ist diese Entwicklung für die Experten nicht. Wegen der Klimaerwärmung sei in Deutschland grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen. Ixodes inopinatus aus dem Mittelmeerraum beispielsweise habe sich inzwischen bis Dänemark ausgebreitet.

Die große Frage sei nun bei den beiden Hyalomma-Arten, ob es sich noch um einzelne eingeschleppte Exemplare handelt oder ob sich die Arten bereits in Deutschland etabliert haben. „Bei einer anderen Art, der ursprünglich in Afrika beheimateten Braunen Hundezecke Rhipicephalus sanguineus, sind Exemplare an Hunden gefunden worden, die ihren Hof nie verlassen hatten“, berichtete Ute Mackenstedt.

„Damit konnten sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein - ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.“

science.ORF.at/APA/dpa

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