Schutzzonen für den Nachthimmel

Zu viel künstliches Licht erhellt die Nacht. Darunter leiden nicht nur Tiere und Menschen, es erschwert auch die Arbeit von Astronomen. „Sternenparks“ sollen nun - zumindest regional - Abhilfe schaffen.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts soll sich einer der großen Vorväter der Astronomie, William Herschel, über furchtbare “Lichtverschmutzung” aufgeregt haben - von Kerzen und Feuern, deren Ruß den Himmel verhängte und die Sternenbeobachtung erschwerte, erzählt die griechische Astronomin Margarita Metaxa. Trotzdem dürften damals die meisten Menschen zumindest im Sommer noch oft einen richtigen Sternenhimmel und die Milchstraße gesehen haben - für viele Europäer ist das daheim heute nicht mehr möglich.

Sterne und Nachthimmel über einer Landstraße

Patrick Pleul/dpa

Zu grell strahlen die Straßenlampen, Werbeschilder und Scheinwerfer, die Bauwerke schön in Szene setzen. “Das Licht ist oft nach oben gerichtet und wird großteils komplett nutzlos verschwendet”, sagt Metaxa, die sich seit vielen Jahren gemeinsam mit anderen Astronomen um den Schutz der Dunkelheit bemüht.

Licht stört Mensch und Umwelt

“Aber es geht nicht nur um Astronomie, es ist ein Umweltproblem”, sagt Metaxa – der Melatoninhaushalt von Menschen wird gestört und damit der Tag-Nacht-Rhythmus. Die Folge sind Schlafstörungen und andere Gesundheitsprobleme. Aber diese Dauerbelastung fällt kaum auf, weil sie längt normal geworden ist. Die Astronomie bemerke das Problem eben viel direkter, wenn das Licht die Arbeit mit Teleskopen stört.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Journal um acht, 22.8.

Aber auch Tiere sind betroffen, viele Wandervögel zum Beispiel scheinen vom hellen Nachthimmel gestört. Manche legen ihre Eier zu früh im Jahr. Andere verlieren die Orientierung und sterben an Erschöpfung, während sie einen ewigen Sonnenuntergang umkreisen. Genauso verendet die Brut mancher Schildkrötenarten, wenn die Jungtiere - angelockt von den Lichtern an der Küste - nicht ihren Weg ans Wasser finden; auf Kreta beispielsweise passiere das bei geschützten Arten, erzählt Margarita Metaxa. Auch Bäume an Straßen bekommen unter direkter Beleuchtung oft nicht zur selben Zeit ihr Herbstlaub.

Österreich arbeitet an “Sternenparks”

Auch darum wohl vergeben Metaxas Mitstreiter von der Internatioal Dark-Sky Association IDA, die sich für einen dunklen Nachthimmel einsetzt, mittlerweile Zertifikate für Gegenden und Gemeinden, die den natürlichen Nachthimmel schützen.

In Österreich gibt es bisher noch keine solchen zertifizierten Nachthimmelsreservate. Der Naturpark Attersee-Traunsee und die Hohe Dirn in den Kalkalpen sollen aber zu zwei solchen „Sternenparks“ werden. Dort können dann nicht nur Hobbyastronomen – sofern das Wetter hält – auf einen schönen Sternenhimmel setzen, sondern auch Tiere und Natur die Ruhe der Nacht und den Wandel der Jahreszeiten durchleben.

Maßnahmen für erholsamere Nacht

Aber auch Gemeinden könnten trotz notwendiger Beleuchtung einige einfache Schritte setzen, um das Problem zu reduzieren (und dafür auch Zertifikate bekommen). Licht sollte nach oben hin abgeschirmt werden, außerdem sollten die Leuchtmittel warmes Licht abstrahlen, also ohne hohen Blaulichtanteil.

Bei Straßen könne man Lampen einsetzen, die sich nach Bedarf ein- und ausschalten. Denn die unnötige Beleuchtung verursache auch massive Kosten und hinterlassen mit dem vermeidbaren Energieverbrauch auch einen beträchtlichen CO2-Fußabdruck, der - so schätzt die IDA - 800.000 zusätzliche Bäume fordern würde, um dieses Kohlendioxidaufkommen zu kompensieren.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

Mehr zum Thema