Wolkenbildung bei minus 25 Grad

Wolken entstehen aus winzigen Teilchen, an denen Wasser kondensiert. Das kann Staub oder Ruß sein, aber auch aus Gasmolekülen können Kondensationskeime entstehen. Wie Wiener Forscher berichten, kann das selbst bei Temperaturen von minus 25 Grad Celsius geschehen.

Wolken kühlen das Klima - in welchem Ausmaß ist aber noch unklar. Einer der Gründe ist der komplexe und nur teilweise verstandene Prozess der Wolkenbildung. Aus diesem Grund erforschen Wissenschaftler seit nunmehr fast zehn Jahren im Experiment CLOUD (Cosmics Leaving Outdoor Droplets) am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN in Genf, wie sich Kondensationskerne in der Atmosphäre bilden.

Die CLOUD-Kammer der CERN

Sophia Brilke

Die CLOUD-Kammer der CERN

Bereits vor einigen Jahren zeigten die Forscher, dass der Wald entscheidende Zutaten für die Wolkenbildung liefert. Speziell Nadelbäume emittieren organische Moleküle, die eine wichtige Rolle bei der sogenannten Nukleation spielen. Es handelt sich dabei um einen ganzen Zoo hochoxidierter Moleküle, die in der Atmosphäre aus alpha-Pinen gebildet werden. Das ist eines der Moleküle, die Pinienwälder ihren typischen Duft verleihen.

Langsamere Reaktionen

Bisher wurden die Experimente in dem 26 Kubikmeter großen Edelstahltank des CLOUD-Experiments, in dem die Bedingungen extrem präzise kontrolliert werden können, vorwiegend bei Zimmertemperatur durchgeführt. Nun haben die Wissenschaftler erstmals auch bei niedrigen Temperaturen von minus 25 Grad Celsius gemessen. „Bei diesen Bedingungen kondensieren auch Moleküle, die so flüchtig sind, dass sie bei höheren Temperaturen in der Gasphase bleiben“, erklärt Paul Winkler von der Gruppe Aerosolphysik und Umweltphysik der Universität Wien gegenüber der APA.

Reaktionen laufen bei so tiefen Temperaturen zwar deutlich langsamer ab. Dennoch können auch bei minus 25 Grad Celsius, wie sie in der mittleren Troposphäre in rund sechs Kilometern Höhe vorherrschen, Nanopartikel aus organischen Vorläufergasen entstehen, die als Kondensationskerne dienen. „Der Beitrag organischer Substanzen zur Wolkenbildung könnte folglich höher sein als bisher angenommen“, so Winkler. Dies müsse in Klimamodellen berücksichtigt werden.

science.ORF.at/APA

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