Pariser Klimaziele schmelzen dahin

Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind aus heutiger Sicht nur noch schwer zu erreichen - doch selbst diese Diagnose dürfte noch zu optimistisch sein: Der klimatische Einfluss tauender Permafrostböden wurde offenbar unterschätzt.

Als Permafrost gilt Boden, der mindestens über zwei Jahre hinweg gefroren war. Tauen die oberen Schichten dieser Böden auf, entweichen von dort die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan. Das ist infolge des globalen Temperaturanstiegs in kühlen Regionen der Erde immer häufiger der Fall - was dazu führt, dass vorher gespeicherter Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangt.

CO2-Budget schrumpft

Bei der Einigung zum Pariser Klimaabkommen, dessen Ziel die Begrenzung der Erwärmung auf ein Plus von zwei bzw. 1,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts ist, wird von noch zur Verfügung stehenden Emissionsbudgets ausgegangen. Wie viel Kohlendioxid der Mensch aber tatsächlich noch sozusagen zur Verfügung hat, hängt auch davon ab, wie sich der Ausstoß aus den Permafrostböden entwickelt. Dieser Faktor sei bei den Prognosen bisher wenig berücksichtigt worden, berichtet ein Forscherteam um Thomas Gasser vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Hunderte Millionen Seen in Alaska, Kanada und Sibirien

Alfred-Wegener-Institut, Josefine Lenz

Die Permofrostböden befinden sich im Umbruch

Unter der Annahme verschiedener Zukunftsszenarien errechneten die Wissenschaftler, dass die Emissionsbudgets zwischen acht und 25 Prozent schrumpfen, wenn der Beitrag der Permafrostböden berücksichtigt wird. Allerdings sind die Prozentangaben in ihrer Arbeit mit großen Schwankungsbreiten behaftet.

Grundannahme wackelt

Da es sich bei der Zunahme von tauenden Permafrostböden um einen Prozess mit Hang zur Beschleunigung handelt, könne dieser auch weitere Grundpfeiler der Annahmen hinter dem Klimaabkommen ins Wanken bringen, so die Autoren: Ein Teil der Einigung sieht nämlich vor, dass eine vorläufige Erwärmung von etwas unter zwei Grad in Kauf genommen wird, um dann - so die Idee - Maßnahmen zu setzen, um die Erwärmung nachträglich unter 1,5 Grad zu drücken.

In diesem Zeitraum des „Überschießens“ höre aber das Tauen keineswegs auf. „Das Überschießen ist daher eine riskante Strategie, und die Rückkehr zu niedrigeren Treibhausgaslevels wird extrem schwierig“, so Gasser. Es sei daher wichtig, dass auch die Politik verstehe, dass es bei der Eindämmung der Erwärmung nicht nur darum geht, Emissionsbudgets möglichst einzuhalten, sondern auch andere Effekte zu berücksichtigen.

science.ORF.at/APA

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