Krankenfürsorge zu Ötzis Zeiten

Schon zu Ötzis Zeiten gab es eine hochentwickelte Krankenfürsorge, vermuten Wissenschaftler: Davon zeugen die vielen Medikamente und therapeutischen Tätowierungen, die der Mann aus dem Eis mit sich bzw. am Körper trug.

40 bis 50 Jahre wurde Ötzi alt - und hatte wohl einige chronische gesundheitliche Probleme: Seine Zähne waren kariös, Mikroben verursachten ihm Magengeschwüre, seine Gelenke waren abgenutzt und die Blutgefäße verkalkt. Doch er stand damals - vor etwa 5.000 Jahren - auch unter Therapie, meint ein Team um Albert Zink vom Institut für Mumienforschung in Bozen.

Die Studie

„Possible evidence for care and treatment in the Tyrolean Iceman“, International Journal of Paleopathology (8.8.2018)

In seiner Ausrüstung wurden Birkenporlingspilze gefunden, die eine entzündungshemmende und antibiotische Wirkung haben, sowie Adlerfarn, mit dem man Darmparasiten austreibt. Außerdem war sein Körper mit 61 Tattoos bedeckt, die sich die Forscher noch einmal näher angesehen haben.

Akupunktur-Tattoos

Sie konnten dabei frühere Annahmen bestätigen, dass die punkt-und strichförmigen Tätowierungen an seinen Handgelenken und Knöcheln genau über jenen Stellen liegen, wo er degenerative Erkrankungen hatte. Außerdem liegen viele der Tattoos an traditionellen Akupunkturpunkten. Für die blauschwarzen Male wurde Kohlenstaub in kleine punktförmige Wunden eingerieben, was eine zeitaufwendige und hochentwickelte Methode ist, so die Wissenschaftler.

Zusammen mit der Varietät an Kräutern und Mittelchen, die er mit sich führte, sei dies ein Zeichen, dass seine Leute eine Kultur mit medizinischer Versorgung entwickelt hatten, wo die Erkenntnisse, die man mittels der Methode „Versuch und Irrtum“ gewonnen hat, über Generationen weitergab.

Die Gesellschaft, in der Ötzi lebte, hatte demnach gewisse Kenntnisse der Anatomie, darüber, wie Krankheiten entstehen, und wie man sie behandelt, meinen sie. Unklar sei jedoch, wie groß der Behandlungserfolg war. Notfallmedizinisch wurde er jedenfalls nicht versorgt, als ein Pfeil eine große Schlagader durchtrennte. Doch bei dieser tödlichen Verletzung und dem zusätzlichen Schädel-Hirntrauma hätte wohl auch kein moderner Rettungssanitäter mehr helfen können.

science.ORF.at/APA

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