„Terminator ist noch 100 Jahre entfernt“

In nicht allzu ferner Zukunft werden uns voraussichtlich autonome Autos durch die Gegend fahren, für Toby Walsh eine der ersten sinnvollen KI-Anwendungen. Sorgen bereiten dem australischen Experten autonome Waffensysteme, ein Terminator sei aber noch 100 Jahre entfernt.

Die teils rasante Weiterentwicklung intelligenter, weil selbstlernender Computersysteme hat für Toby Walsh, Professor für Künstliche Intelligenz an der University of New South Wales in Sydney, das Potenzial, die Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Das war auch bereits im Zuge der industriellen Revolution im Laufe des 19. Jahrhunderts so. In der Folge wurden aber „kluge Anpassungen“ gemacht, die auf Ausgleich abzielten, wie Gewerkschaften, die Entwicklung des Arbeitsrechts, des Sozialstaats oder die Etablierung allgemeine Gesundheitsversorgung, so Walsh am Donnerstagabend an der Technischen Universität (TU) Wien.

Notwendige Anpassungen

Zu diesen „vielen Veränderungen in der Gesellschaft“ gehörten auch Neuerungen im Bildungswesen, von denen weite Teile der Bevölkerung profitierten. „Es beunruhigt mich aber, dass wir jetzt in eine tiefgreifende Veränderung der Arbeitswelt eintreten und bisher nicht über die wichtigen Anpassungen nachdenken bzw. sie auf den Weg bringen“, so Walsh. Dabei gehe es um Fragen, wie Arbeit zukünftig verteilt werden sollte oder wie bisher unbezahlte Arbeit wie Kindererziehung entlohnt wird. Nicht zuletzt brauche es Änderungen im Bildungsbereich, um auf die Herausforderungen dieser „interessanten Zukunft“ vorbereitet zu sein.

Obwohl KI-Systeme mittlerweile besser Schach oder Go spielen können als Menschen, ist für Walsh noch lange nicht der Punkt erreicht, an dem Computersysteme sozusagen gleichauf mit dem menschlichen Gehirn sind, ist der Wissenschaftler überzeugt. In den kommenden 50 bis 100 Jahren könnte es aber so weit sein. Walsh: „Es wird sicher keine 1.000 Jahre mehr dauern.“

Der Mensch drohe aber nicht obsolet zu werden: „Schach zu spielen, macht ja immer noch Spaß“, selbst wenn die App im Smartphone es besser kann. Außerdem würden heute mehr Menschen ihren Lebensunterhalt mit Schachspielen verdienen, als in der Zeit bevor Schachcomputer die ersten menschlichen Großmeister überflügelten.

Hoffen auf Klugheit

Im Gegensatz dazu halte ihn die Frage des Einsatzes solcher Systeme im militärischen Bereich „nachts wach“, wie Walsh erklärte. Man könne KI-Systemen zwar verschiedenste Arbeitstätigkeiten erledigen lassen, dürfe aber nicht zulassen, dass sie darüber entscheiden, wer leben darf und wer stirbt. Die Science Fiction-Dystopie des Terminators, der als humanoide Maschine auf die Jagd nach Menschen geht, sieht der Experte allerdings nicht hinter der Ecke lauern: „Der Terminator ist 100 Jahre und möglicherweise noch weiter entfernt.“

Er hoffe, dass die Menschheit klug genug ist, so etwas überhaupt nie Realität werden zu lassen. Es brauche in diesem Zusammenhang verbindliche Regulation solcher Anwendungen neuer KI-Technologien. Dass solche Einschränkungen weitgehend funktionieren, zeige sich anhand der Regulationen chemischer Waffen, auf die sich die Staatengemeinschaft geeinigt hat, „weil es eine furchtbare Art ist Krieg zu führen“. Auch kleinere Staaten wie Österreich könnten in diesem Zusammenhang durchaus etwas bewegen, sagte Walsh.

science.ORF.at/APA

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