China baut Kohlkraftwerke aus

2017 hatte die chinesische Regierung einen Baustopp von geplanten bzw. im Bau befindlichen Kohlekraftwerken angekündigt. Satellitenbilder zeigen nun, dass dennoch fleißig weitergebaut wird - die Energieform soll um ein weiteres Viertel wachsen.

Chinas Wirtschaft wächst. Dadurch steigt auch die Nachfrage nach Strom, aber auch das Umweltbewusstsein nimmt zu. 2017 hat die Volksrepublik daher mehr in erneuerbare Energien investiert als jedes andere Land. Das dürfte aber nicht reichen, um den stetig wachsenden Energiehunger zu stillen.

Huaneng Daba-4 - Kohlekraftwerk auf Satellitenaufnahmen

Planet Labs Inc

Satellitenaufnahmen des Kohlekraftwerks Huaneng (Juli 2017, März 2018). Trotz Baustopps sind neue Kühltürme gewachsen.

Wie die BBC nun berichtet, bezieht China schon derzeit 993 Gigawatt aus Kohlekraft. Die gigantische Menge soll jedoch um 259 weitere Gigawatt, also um etwa 25 Prozent zulegen. Das lassen die intensiven baulichen Aktivitäten auf aktuellen Satellitenbildern vermuten, die CoalSwarm - ein privat finanzierter Zusammenschluss aus Journalisten und Aktivisten - für einen neuen Bericht analysiert haben. Seit mehr als zehn Jahren beobachtet die Organisation die Nutzung fossiler Brennstoffe weltweit.

Kein Baustopp

Erst 2017 hatte die chinesische Regierung angekündigt, den Bau von mehr als 100 neuen Kohlekraftwerken zu bremsen, einzustellen oder erst gar nicht damit zu beginnen. Der Plan dürfte nicht ganz aufgegangen sein, so CoalSwarm: An vielen Baustellen wurde einfach weitergebaut, die Aufnahmen zeigen z.B. neue Kühlanlagen, die allem Anschein nach bereits in Betrieb sind.

Wie die Aktivisten vermuten, machten rechtlichen Änderungen den weiteren Ausbau möglich. Denn zwischen 2014 und 2016 wurde die Verantwortung für die Kraftwerke von der Zentralregierung an lokale Autoritäten abgegeben. Der staatliche Aufruf im vergangenen Jahr sollte den darauffolgenden Boom zwar wieder etwas bremsen, er scheint aber wirkungslos verhallt zu sein. Wenn der chinesische Anteil am globalen Kohlestrom so weiterwächst, wie die Aktivisten von Coalswarm befürchten, könnte das für die globalen Klimaziele jedenfalls ein ernstes Problem werden.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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