Klimawandel macht Hurrikans wuchtiger

2017 war eine besonders starke Hurrikan-Saison vor der Küste Mittel- und Nordamerikas. Eine aktuelle Studie zeigt: Die hohen Wassertemperaturen haben den Stürmen ihre besondere Wucht verliehen. Der Klimawandel wird sie noch heftiger machen.

Sechs besonders heftige Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten von 180 bis mehr als 250 km/h haben 2017 die Küsten Mittel- und Nordamerikas getroffen. „Eine außergewöhnlich starke Hurrikan-Saison“, schreibt das Team um den Atmosphären- und Ozeanwissenschaftler Hiroyuki Murakami von der Universität Princeton in einer in „Science“ veröffentlichten Studie. Warum die Stürme so wuchtig worden, das konnten die Forscher mit Hilfe eines hochauflösenden Computermodells klären.

Video: Hurrikans ziehen im Sommer 2017 über den Atlantik

Dabei zeigte sich: Es war nicht das hauptsächlich im Pazifik stattfindende La Niña-Phänomen, das durch seinen Einfluss auf Luft- und damit in weiterer Folge auch Wasserströmungen die Hurrikans beeinflusst hat. Viel mehr waren die besonders hohen Oberflächentemperaturen im tropischen Nordatlantik bestimmend: Die feuchtwarme Luft über der Wasseroberfläche hat den Stürmen immer mehr Energie zugeführt, wodurch sie besonders wuchtig wurden. Dass es genauso funktioniert hat, darüber ist zwar spekuliert worden - Murakami und Kollegen haben aber nun den Nachweis erbracht.

Hurrikans spiegeln schon heute Klimawandel

„Für mich ist die entscheidende Aussage der Studie, dass wir schon jetzt, mit einem Grad Celsius globaler Erwärmung, einen Einfluss des Klimawandels auf die Hurrikanstärke beobachten“, sagt Anders Levermann, Experte für Klimadynamik am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und an der Columbia University.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 28.9., 6 Uhr.

Ob die Wirbelstürme nicht nur stärker, sondern auch häufiger werden, dazu kann die Wissenschaft derzeit noch keine eindeutige Antwort geben. Immer wieder spekuliert wird auch darüber, ob sich der Golfstrom abschwächen, der Süden dadurch abkühlen wird und die Hurrikan-Gefahr vielleicht sogar sinkt. „Aber ganz ehrlich: Diese Abkühlung selbst durch eine Verringerung des Golfstroms würde gar nicht so weit in den Süden reichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns jetzt zufällig die Ozeanströmungen retten, ist doch sehr gering.“

Vorerst müsse man mit dem aktuellen Studienergebnis leben, so der Klimaforscher im Interview mit science.ORF.at: Je mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, desto wärmer wird es - und desto zerstörerischer werden auch die Hurrikans.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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