„Wirtschaftsnobelpreis“ für zwei US-Nachhaltigkeitsforscher

Der „Nobelpreis“ für Wirtschaft geht heuer an die US-Ökonomen William Nordhaus und Paul Romer. Nordhaus erhält die Auszeichnung für seine Arbeit zum Klimawandel, Romer für die Einbeziehung von Innovationen in die Makroökonomie.

Das gab die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie am Montag knapp vor Mittag bekannt. William Nordhaus (geboren 1941) von der Universität Yale und Paul Romer (1955) von der New York University entwickelten Methoden, die sich mit einigen der wichtigsten Themen unserer Zeit beschäftigen, hieß es in der Begründung der Jury: „langfristiges, nachhaltiges Wachstum der Weltökonomie und das Wohlergehen der Weltbevölkerung“.

Wegbereiter einer Klimaökonomie

Vor allem Nordhaus hat sich als Experte für Umwelt- und Klimaökonomie einen Namen gemacht. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich wirtschaftliches Wachstum mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen kombinieren lässt.

„Nordhaus hat schon in den 80er Jahren begonnen, Klimawandel in die Ökonomie zu bringen“, erklärte Sigrid Stagl, die Leiterin des Instituts für ökologische Ökonomie an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, gegenüber science.ORF.at. „Er war also schon sehr früh besorgt darüber, dass der Klimawandel der wirtschaftlichen Entwicklung schadet, und hat versucht, das in seinen Modellen zu berücksichtigen.“

Nordhaus sei kein Revolutionär seines Fachs, aber ein „Wegbereiter für den Gedanken, dass der Klimawandel für die Ökonomie bedeutend ist“, so Stagl, die den frischgebackenen Nobelpreisträger aber auch kritisiert. „Er hat diesen Gedanken in bestehende ökonomische Modelle eingebaut. Mittlerweile wissen wir aber, dass wir die Modelle etwas anders aufsetzen müssen, damit sie auch fähig sind, mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen – etwa dass es strukturelle Veränderungen braucht.“

Bei der Preisvergabe des "Wirtschaftsnobelpreises"

APA/AFP/TT News Agency/Henrik Montgomery

Bei der Preisvergabe des „Wirtschaftsnobelpreises“

Instrumente, die Innovationen schützen

Romer hat in seiner Arbeit gezeigt, wie wichtig technologischer Fortschritt für langfristiges Wirtschaftswachstum ist. „Er hat in seinen Modellen gezeigt, wie man Innovationen im Rahmen eines Marktprozesses verstehen kann“, erklärte Jesus Crespo Cuaresma, der Leiter des Instituts für Makroökonomie an der WU Wien. Und das sei alles andere als einfach.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichten auch die Ö1-Journale, 8.10., 18:00 Uhr.

„Stellen Sie sich vor, Sie sind Pythogaras und haben ein Theorem. Dafür gibt es keinen Markt, denn sobald sie es einmal verkaufen, weiß jeder, was das Theorem des Pythagoras ist“, so Crespo gegenüber science.ORF.at. Geistige Eigentumsrechte seien deshalb eines der Instrumente, die die Entstehung von Innovationen schützen. „Wie solche Instrumente – dazu gehört etwa auch die öffentliche Finanzierung von Universitäten - zu Wirtschaftswachstum führen, haben wir von Romer gelernt.“

Doch keine Spam-Anruf

Der US-Ökonom hätte das entscheidende Telefonat mit dem schwedischen Nobelkomitee am Montag beinahe verpasst. „Ich bekam heute Vormittag zwei Anrufe und haben keinen davon beantwortet, weil ich dachte, es wären Spam-Anrufe“, sagte Romer am Telefon während der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger. Am Ende haben man dann doch den Kontakt herstellen können, zeigte sich Göran Hansson, Sekretär der Königlich-Schwedischen Wissenschaftsakademie, erleichtert. Beide „Nobelpreisträger“ sind auch als Berater tätig, Nordhaus ist Mitglied der US-Wissenschaftsakademie und beriet das Parlament sowie die Regierung in Washington in vielen Wirtschaftsfragen.

Kein klassischer Nobelpreis

Der Preis gehört - anders als die Auszeichnungen für Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden - nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Im Testament des schwedischen Industriellen Alfred Nobel taucht er nicht auf. 1968 stiftete die schwedische Reichsbank den Preis nachträglich. Die Nobelstiftung bezeichnet ihn nicht als Nobelpreis, sondern als „Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel“.

Seit der ersten Verleihung 1969 wurden vor allem Ökonomen aus den USA ausgezeichnet. Nur ein Österreicher wurde bisher geehrt: Friedrich August von Hayek wurde 1974 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie und seine Analysen der wechselseitigen Abhängigkeit von wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Verhältnissen ausgezeichnet.

Im Vorjahr Verhaltensökonomie geehrt

Vergangenes Jahr zeichnete die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie den US-amerikanischen Forscher Richard Thaler für seine Arbeiten zur Verhaltensökonomie aus. Seine Forschung, so die Jury, habe bedeutsam zum Verständnis der Psychologie der Ökonomie beigetragen. Die mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 870.000 Euro) dotierte Auszeichnung wird gemeinsam mit den traditionellen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, in Stockholm verliehen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, Material: APA, dpa

Die „Wirtschaftsnobelpreise“ der vergangenen Jahre: