Die zwei Farben des Löwenmäulchens

In den spanischen Pyrenäen gibt es eine mit Löwenmäulchen gesäumte Straße. Die Blumen blühen zunächst in Magenta und wechseln fast unvermittelt zu Gelb. Laut Forschern sind „Inseln“ im Erbgut für den abrupten Farbübergang verantwortlich.

Ein Team um Nick Barton vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) und Enrico Coen vom John Innes Centre in Norwich verglich die Erbgutabfolgen (Genomsequenzen) von rund 50 gelben und ebenso vielen magentafarbenen Löwenmäulchen („Großes Löwenmaul“ Antirrhinum majus). Dort entdeckten sie „Genomische Inseln“, die aus dem restlichen „Genmeer“ herausragen, weil bei ihnen die Unterschiede zwischen den beiden Unterformen größer sind als überall rundherum.

Bunte Löwenmäulchen

David Field

Die Forscher fanden zwei Kräfte, mit der die Evolution solche Inseln formt: Erstens begünstigt die Selektion neue Varianten von Blütengenen, die sie für Bienen attraktiver machen, so dass sich diese Gene in der Population rasch vermehren, erklären sie in einer Aussendung des IST Austria. Dies sorgt quasi für steile Klippen an den Inselstränden. Zweitens sind die Gene rund um die Blütengene an jene gebunden, können nicht mehr so einfach zwischen den Populationen hin und her wandern und sind sozusagen auf der Blütengeninsel gefangen.

Bei den Löwenmäulchen sind diese Barrieren noch nicht so groß, dass die beiden Unterarten nicht mehr miteinander könnten. Deshalb gibt es entlang jener Straße einen zwei Kilometer breiten Abschnitt, an dem sich Magenta und Gelb blühende Pflanzen mischen. Bilden sich aber mehr abgegrenzte Genomische Inseln und wird die „See zwischen den Inseln einmal rauer“, also die genetischen Barrieren strenger, könnten diese Genunterschiede sie für immer trennen und zu einzelnen Arten mutieren lassen.

science.ORF.at/APA

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