Ephesos-Neustart ist geglückt

Nach zweijähriger Pause graben österreichische Archäologen und Archäologinnen seit Ende Juli wieder in der antiken Stadt Ephesos. Grabungsleiterin Sabine Ladstätter ist mit dem Neustart zufrieden und erfreut über den Fund einer römischen Halle.

Die Geschichte der Grabungen österreichischer Archäologen in Ephesos reicht bis ins Jahr 1895 zurück. Im September 2016 hatte man die Arbeit allerdings abrupt einstellen müssen. Der Stopp wurde auf Anordnung des türkischen Außenministeriums in Reaktion auf die Forderung Österreichs verhängt, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen.

Nachdem man sich Anfang 2018 auf Ministerebene auf einen Neustart verständigt hatte, begann ein Team um Ladstätter im Mai mit den Vorbereitungen. Ende Juli liefen dann die Grabungsarbeiten unter der Leitung der Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wieder an. Im Zeichen des „Langen Weges zurück“ steht heute, Montag, Abend eine Veranstaltung der „Gesellschaft der Freunde von Ephesos“.

Ephesos-Grabungsleiterin Sabine Ladstätter

APA/H. Schwaiger

Grabungsleiterin Sabine Ladstätter

Die Ruinenstätte selbst habe man in einem „hervorragenden Zustand“ angetroffen, was der Arbeit der türkischen Kollegen vor Ort zu verdanken sei. In den Depots bot sich ein anderes Bild, da etwa metallische Fundstücke stark korrodiert waren, sagte Ladtstätter.

Brand im 3. Jahrhundert zerstörte Halle

Im Anschluss an die hastig unterbrochenen Arbeiten aus dem Jahr 2016 „konnten wir endlich unsere Ausgrabungen im byzantinischen Stadtquartier abschließen“, so die Grabungsleiterin. Bereits bekannt war den Wissenschaftlern, dass sich darunter die Reste einer großen Halle aus der römischen Kaiserzeit befinden müssen. Als man an einer Stelle tiefer grub, wurde man rund eineinhalb Meter unter den spätantiken Böden auch fündig: „Wir hatten großes Glück. Wir haben den Dachstuhl, zwar verbrannt, aber komplett intakt in Sturzlage gefunden“, sagte Ladtstätter. Auch Dachziegel konnten geborgen werden. Für Ladstätter „ein wunderbarer Befund“.

Aus Keramikfunden lasse sich schließen, dass die Halle offenbar im dritten Jahrhundert zerstört wurde. Bei dem „gewaltigen Brand“ muss enorme Hitze entstanden sein, selbst die Säulen zersprangen. Zum ersten Mal im Laufe der traditionsreichen Grabungen haben man mit dem Dachstuhl Holz in größerem Umfang gefunden. Die Archäologen wollen in der Folge nicht nur die Holzarten, sondern auch das Alter mit der Methode der Dendrochronologie genau bestimmen.

Optimismus für Fortsetzung der Arbeit

Darüber hinaus habe man begonnen, den Fokus auch auf das Umland von Ephesos zu erweitern und dem historischen Marmorabbau in der Region nachzugehen. Die alten Steinbrüche werden mit 3-D-Laserscannern vermessen, um ihre ursprüngliche Ausdehnung und die Abbauvolumina abzuschätzen. Um die Steinbrüche zu finden, sei man vielfach auf Tipps aus der Bevölkerung angewiesen - diese detektivische Herangehensweise ist für Ladstätter eine „sehr schöne Art des Forschens“.

Da Weißmarmor aus Ephesos in vielen archäologischen Stätten Europas und in der Levante gefunden wurde, wolle man herausfinden, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig damals war. Man gehe davon aus, dass der Abbau „wesentlich größer war als bisher angenommen“.

Die Grabungen in der Stadt selbst werden noch bis Ende November fortgesetzt, danach möchte man die Depots aber für jene Dissertanten offen lassen, die durch den Grabungsstopp in ihren Arbeiten unterbrochen wurden. Der Antrag bei den türkischen Behörden für 2019 sei bereits in Vorbereitung, sie sei „extrem optimistisch“, dass man die Arbeit auch im nächsten Jahr fortsetzen wird können.

science.ORF.at/APA

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