Warum Löwenzahn so weit fliegt

Wie kleine Fallschirmchen segeln die Samen des Löwenzahns durch die Luft. Auf diese Weise können sie mitunter kilometerweit fliegen. Wie Forscher nun herausgefunden haben, hilft ihnen dabei ein Ring aus Luft.

Der Gewöhnliche Löwenzahn ist eine recht erfolgreiche Pflanze, man findet sie heute in allen gemäßigten Klimazonen der Erde. Gärtner bezeichnen sie daher gern als „Unkraut“. Ihren Erfolg verdankt die knallgelb blühende Blume unter anderem ihrer effizienten Vermehrung, die ihr auch den Spitznamen „Pusteblume“ eingebracht hat.

Video: Löwenzahnsamen in Zeitlupe

Aus einer einzigen Blüte können mehr als 150 Samen entstehen. Blühen die Pflanzen mehrmals, sind das im Jahr bis zu 5.000. Jeder einzelne Samen hat seinen eigenen „Fallschirm“ - ein Büschel von kreisförmig angeordneten Härchen -, der den Fall bremst. Daran werden sie vom Wind vertragen. Die meisten sinken nach ein paar Metern langsam zu Boden. Bei entsprechenden Luftverhältnissen fliegen sie aber mitunter viele Kilometer.

Im Windkanal

Warum diese Technik so gut funktioniert, haben die Forscher um Cathal Cummins von der University of Edinburgh nun im Windkanal untersucht. Dieser war so gebaut, dass die Samen in konstanter Höhe schweben können. Mit Langzeitbelichtung und Hochgeschwindigkeitsbildern wurde der Flug aufgezeichnet.

Video: Samen im Windkanal

Dabei zeigte sich, dass sich über dem Samen eine ringförmige Luftblase bildet, sobald Luft durch die Härchen strömt. Der Luftwirbel, der nicht direkt mit dem Samen in Berührung kommt, zieht ihn förmlich in die Höhe, wodurch sich der Auftrieb verstärkt.

Starker Auftrieb

Bei Versuchen mit künstlichen porösen „Minifallschirmen“ stellten die Forscher zudem fest, dass die Abstände zwischen den Härchen dafür verantwortlich sind, wie stabil die Blase und damit auch der Flug sind. Durch die Zwischenräume sei der Auftrieb zudem ungefähr viermal stärker als er es bei einem Fallschirm ohne „Löcher“ wäre, schreiben die Forscher. Auch solche Modelle gibt es in der Pflanzenwelt, ein Beispiel wäre kreiselnde Ahornsamen - diese brauchen mehr Fallhöhe, um ähnlich stabil zu schweben wie ein Löwenzahnsamen.

Ein „poröser Fallschirm“ eigne sich besonders für kleine und leichte Samen, meinen die Forscher. Nach diesem Prinzip ließen sich auch kleine und sparsame Drohnen entwerfen, die man z.B. bei der Messung von Luftqualität einsetzen könnte.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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