Noch keine Änderung für Studenten und Forscher

Für österreichische Studenten, die in Großbritannien studieren wollen, und Forscher, die in britischen Projekten mitarbeiten, soll es nach dem Brexit vorerst keine Änderungen geben, erklärt Vivienne Stern von Universities UK. Ab 2021 sei die Situation aber unklar.

Im Moment seien die britischen Universitäten in einer unangenehmen Situation, so Stern: Wiewohl man auch nach dem Ende der Übergangsperiode 2021 weiter am Europäischen Forschungs-Rahmenprogramm teilnehmen will und europäische Studenten weiter an britischen Hochschulen willkommen heißt, wisse man nicht, wie dies in Zukunft geregelt sein werde.

Vorerst ändere sich aber noch nichts: „Egal ob es einen Brexit-Deal gibt oder nicht. Die Regierung hat bereits unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen garantiert: Wer 2019 ein Studium in Großbritannien beginnt, für den ändert sich nichts. Er wird in Sachen Studiengebühren wie ein britischer Student behandelt, erhält zu gleichen Konditionen Studienkredite bzw. studiert in Schottland gratis. Das gilt für die volle Dauer des Studiums. Auch bei Erasmus sind wir nach wie vor dabei.“

Ungewisse Zukunft

Großbritannien bleibe auch Mitglied im bis 2020 laufenden Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“. „Selbst wenn wir uns ohne Deal zurückziehen, bleiben wir in einer zweijährigen Übergangszeit volles Mitglied in allen Programmen.“ Für das daran anschließende neunte Rahmenprogramm „Horizon Europe“ gelte vorerst: „Wenn ein österreichischer Forscher vor dem Brexit in Kooperation mit einem britischen Wissenschafter ein Projekt gestartet oder einen Grant beantragt hat, hat die britische Regierung die Finanzierung des britischen Teil davon garantiert.“

Was 2021 passiere, sei aber völlig unklar. „In den vergangenen zwei Wochen haben wir gesehen, dass die Wahrscheinlichkeit eines No-Deal-Brexits größer geworden ist.“ Man wisse etwa nicht, wie dann die Bedingungen für Studiengebühren an britischen Unis sein werden. „Dazu hat sich die Regierung noch nicht geäußert.“

Die britischen Universitäten wollen jedenfalls voll an „Horizon Europe“ teilnehmen - „egal was passiert“, so Stern. Das ist grundsätzlich möglich: Selbst Nicht-EU-Staaten stehen Programme wie Erasmus oder eben „Horizon Europe“ offen. Die Forschungsrahmenprogramme würden zwar von der EU designt und abgewickelt, „Großbritannien ist aber ein integraler Teil und führender Partner. Ohne uns wäre das Forschungssystem der EU geschwächt.“

Mehr Studienwerber

Derzeit studieren rund 2.300 Österreicher in Großbritannien (und 670 Briten in Österreich). Von nachlassendem Interesse spüre man nichts, so Stern: Die Zahl der Studienwerber aus EU-Staaten sei zuletzt sogar gestiegen. „Das hat zwei Gründe: Einerseits das schwache Pfund und andererseits der Umstand, dass es noch keine Änderungen gegeben hat, was aber vielleicht nicht so bleiben wird.“

Im Endeffekt zeigte sich Stern überzeugt: „Die Vernunft wird sich durchsetzen. Die britische Regierung hat schon deutlich gemacht, dass sie dafür ist, dass sich Studenten frei bewegen können sollen. Das Gleiche gilt auch für Wissenschaftler. Ich bin optimistisch, dass - falls es Hürden geben sollte - diese relativ niedrig sein werden.“

Wissenschaft bleibt international

Die Wissenschaft sei ohnehin extrem international ausgerichtet: „Wir kooperieren mit Forschern in Australien, Brasilien, China und Kanada - und werden das auch künftig mit europäischen Wissenschaftlern tun. Es ist nur eine Frage der Mechanismen, unter denen wir das tun. Wir wollen das möglichst friktionsfrei regeln. Man muss aber an die Politik appellieren: ‚Opfert nicht die Wissenschaft, weil es bad feelings wegen unseres Rückzugs gibt.‘“

Mit der österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) hat Universitites UK (das britische Pendant zur Universitätenkonferenz) bei einem Arbeitsgespräch in Wien am Donnerstag ab 2019 bilaterale Treffen vereinbart, um auf die veränderte Situation angemessen reagieren zu können. In einem gemeinsamen Statement fordern die beiden Organisationen die Politik auf, „einen Weg zu finden, unsere Zusammenarbeit in Forschung und Lehre fortzusetzen, vorzugsweise durch eine volle Assoziierung der britischen Universitäten in das künftige Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe und das Erasmus+ Programm für den Austausch von Lehrenden und Studierenden“.

science.ORF.at/APA

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