Fit im Alter durch Eiweiß und Training

Bewusste Ernährung und Training halten gesund - vor allem ältere Menschen. Wie sehr, das erforscht eine derzeit in Wien laufende Studie der Universität Wien. Viel Eiweiß und zweimal Krafttraining pro Woche sollen den Alltag leichter machen.

Die 76-Jährige Margaretha steht auf einem Cross-Trainer in einem Fitnesscenter im 14. Bezirk in Wien. Sie ist eine von rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der NutriAging-Studie der Universität Wien.

Zweimal in der Woche ist Training angesagt, eine Stunde lang wird zuerst aufgewärmt, dann an Maschinen die Haltungsmuskulatur trainiert, zum Schluss noch gedehnt. Margaretha absolviert noch die Beinpresse, drückt Gewichte nach vorne und trainiert dabei die Oberschenkelmuskulatur. Dann nimmt sie sich kurz Zeit für ein Gespräch mit Ö1. Sie ist gern Teil der Studie: „Bis jetzt habe ich die Untersuchungen absolviert und die Ernährungsumstellung in den Alltag eingebaut. Das geht eigentlich wirklich gut, ich habe auch vorher eher bewusst gegessen und war immer sportlich. Aber ich merke: Durch die Proteine habe ich etwas größere Kraftreserven.“

Der Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner, der Sportwissenschaftler Bernhard Franzke; SeniorInnen beim Trainieren

Elke Ziegler, Ö1

Der Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner (li.) und der Sportwissenschaftler Bernhard Franzke von der Uni Wien leiten die Studie „NutriAging“. Zweimal pro Woche trainieren die Seniorinnen und Senioren.

Protein, also Eiweiß, ist ein Kernelement der NutriAging Studie der Universität Wien. Je älter ein Mensch wird, desto weniger isst er im Durchschnitt. Gleichzeitig braucht der Körper aber Eiweiß, um Muskeln zu erhalten oder wieder aufzubauen, so der Enährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien: „Wenn man jung ist, braucht man im Verhältnis weniger Protein, um die eigene Muskulatur halten bzw. aufbauen zu können. Je älter man wird, desto stärker sinkt die Synthese-Rate. Man muss dann mehr Protein, vor allem qualitativ hochwertiges Protein aufnehmen, um die gleiche Menge an Muskulatur aufbauen zu können.“

Deshalb nehmen die Studienteilnehmer gezielt Protein zu sich: eine Gruppe die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Menge von einem Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht; eine zweite Gruppe sogar das Doppelte - wobei sie nicht mehr Fleisch essen, sondern Fleisch, Fisch und Milchprodukte in Kombination mit Nahrungsmitteln wie Eiweißbrot, Erbsenprotein und Hülsenfrüchte. Zusätzlich gibt es noch eine Kontrollgruppe, die weder trainiert noch mehr Eiweiß zu sich nimmt.

Kraft aufbauen für den Alltag

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichtete auch das Mittagsjournal am 27.10.2018.

Die Forscher wollen aus den Seniorinnen und Senioren keine Leistungssportler machen, vielmehr gehe es darum, im Alltag gut zurecht zu kommen, so Sportwissenschaftler Bernhard Franzke: „Mit dem Training soll Kraft aufgebaut werden, um Alltagsbewegungen zu erleichtern und dadurch die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten.“

Der 67-jährige Helmut ist noch etwas außer Atem, er hat gerade den Latzug hinter sich, dabei zieht man das Gewicht von oben langsam ans Brustbein und führt es dann wieder zurück. „Ich mache das sehr zielorientiert. Ich habe mich bewusst für dieses Programm gemeldet.“ Eigentlich wollte er abnehmen, Ernährungsveränderung und Training haben ihm aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, er spricht angesichts der Ergebnisse von „Jubel und Traurigkeit“: „Ich habe ein Kilo Fett abgenommen und dreieinhalb Kilo Muskeln zugelegt.“ Vom Krafttraining merkt er vor allem, dass die Körperspannung besser wird.

Bis Weihnachten wird noch bewusst gegessen und trainiert, dann werden die peniblen Aufzeichnungen ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie sollen auch in Pflege- und Wohnhäusern dazu beitragen, dass Menschen im Alter beweglich und belastbar bleiben.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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