Das böse Lachen psychologisch analysiert
Dschafar tut es gegenüber Aladdin, Cruella De Vil tut es in „101 Dalmatiner“ auch - und Jack Nicholson in seiner Rolle als Joker tut es ununterbrochen: lachen. Es ist nicht irgendein Lachen, sondern ein lautes, spontanes, herzhaftes Lachen, bei dem der gesamte Körper zu beben beginnt.
Geht es nach dem Psychologen Jens Kjeldgaard-Christiansen von der Aarhus-Universität ist das kein Zufall. Vielmehr stellen die Bösewichte in Filmen wie „101 Dalmatiner“ und „Batman“ auf diese Weise klar, dass es kein anderes Motiv für ihre Taten gibt außer der puren Freude am Bösen.
Der Artikel
„Social Signals and Antisocial Essences: The Function of Evil Laughter in Popular Culture“, The Journal of Popular Culture.
Ö1-Sendungshinweis
Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 31.10. um 13.55 Uhr.
„Normalerweise sieht man, wie der Bösewicht - sei es Ursula, Dschafar oder wer auch immer - seinen Plan herausplärrt, wie er dem Helden schaden will. Dann lachen sie herzhaft, um zu zeigen: Das ist etwas, das sie wirklich motiviert, das ihnen Freude bereitet. Es ist ein starkes Signal für positive Emotionen.“
Solches Gelächter sei vor allem deshalb gruslig, weil Lachen normalerweise unter Menschen die genau gegenteilige Funktion ausübe und Beziehungen zwischen Menschen in der Regel stärke, argumentiert der Psychologe in einem Aufsatz im „Journal of Popular Culture“. „In der Fiktion wie im echten Leben steht Lachen für das Positive. Dafür, dass jemand Dinge tut, die normalerweise gut sind für den anderen oder die Gruppe.“
Schwarz-Weiß-Denken
Vor allem aus erzählerischer Sicht hat es Sinn, den Bösewicht aus Disney-Filmen, Thrillern oder Horrorfilmen so lachen zu lassen. So gibt es keinen Zweifel, wer gut und wer böse ist. „Die Charaktere der Bösewichte sind meist sehr flach. Sie sind einfach böse, sonst nichts. Das nimmt uns auch die moralischen Skrupel, sogar am Ende seinen oder ihren Tod zu wünschen“, so der Psychologe.
AFP
Einen Bösewicht mit sadistischem Lachen auszustatten, ist aber keinesfalls eine Erfindung von Disney und Hollywood. Vielmehr gibt es Hinweise, dass schon in griechischen Tragödien Bösewichte über den Schaden der Helden in herzhaftes Gelächter ausbrachen, erklärt Jens Kjeldgaard-Christiansen.
„In manchen alten Theaterstücken hat man eine sympathische Figur, die bestürzt darüber ist, dass sie von dem Bösen besiegt zu sein scheint. Sie stellen sich dann vor, dass die böse Figur über sie spöttisch, genussvoll lacht. Es gibt also hier schon Ansätze, wie wir es vom modernen Bösewichtlachen kennen.“
Auch in der Literatur des 18. Jahrhunderts finden sich Begriffe wie boshaftes oder hämisches Lachen. Das Konzept eines Bösewichts, der seinen Plan ausspricht und darüber schallend bis schaudernd lacht, das ist Kjeldgaard-Christiansen zufolge ein Phänomen der modernen Erzählungen. „Das geht wirklich auf Hollywood zurück.“
Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft