Lichtinstallation erinnert an Novemberpogrome

Am 9. November jähren sich die Novemberpogrome gegen Juden in Wien zum 80. Mal. Eine Lichtinstallation erinnert an die Gräueltaten des Nazi-Regimes: Der Uniqa-Tower am Donaukanal wird zum „Namensturm“.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW), der Uniqa und der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien. 68 Namen werden in den Abendstunden auf der LED-Fassade des Hochauses aufleuchten. Gestartet wird heute zu einer symbolischen Uhrzeit - um 19.38 Uhr. An den folgenden Tagen geht es jeweils mit Einbruch der Dunkelheit los.

Stellvertretend für alle Opfer

Die 68 Namen sind nicht zufällig gewählt. Dabei handelt es sich nämlich um jene 68 von den Nazis ermordeten Menschen, die vor ihrer Deportation in den Häusern Ferdinandstraße 12-18 und Untere Donaustraße 23-25 - dem heutigen Standort des Versicherungsunternehmens - gewohnt haben. Sie sollen stellvertretend für alle österreichischen Holocaustopfer stehen, heißt es vom DÖW. Das Projekt „Namensturm“ wird am heutigen Dienstag eröffnet und läuft bis Sonntag.

Links: Uniqa-Tower mit Lichtinstallation, rechts ARchivbild der ermordeten Jüdin Minna Pichler

Uniqa, Gregor Bitschnau/State Archives, Brussels

Links: Uniqa-Tower; rechts: Minna Pichler, eine von den Nazis ermordete Wienerin

Das Gedenken an die Novemberprogrome 1938 nimmt das Dokumentationsarchiv auch zum Anlass, sein Online-Tool memento.wien zu erweitern. Über diese Website kann man sich über die Schicksale zahlreicher Opfer des Nazi-Regimes informieren.

Ein Schicksal

Minna Pichler, geb. am 15. April 1922 in Wien, flüchtete mit ihrer Familie nach Belgien. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Schwester Erika und ihren Eltern Adele und Israel Pichler am 4. August 1942 von Mechelen nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Ihre letzte Wohnadresse in Wien lag in Wien 5, Kettenbrückengasse 1.

Auf einer Wien-Karte ist die jeweils letzte Wohnadresse eingetragen. Klickt man auf den Standort, bekommt man biografische Informationen. Oft sind zusätzliche Dokumente wie Fotos der Person oder des damaligen Gebäudes, Deportationslisten oder Todesbescheinigungen abrufbar.

Online: Schicksale der Verfolgten

Dank Smartphone-Tauglichkeit und GPS-Standortbestimmung können Interessierte so auf ihren Spaziergängen durch die Stadt die Geschichte der jeweiligen Umgebung virtuell erforschen und mehr über die Schicksale der Verfolgten und damit auch über die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der österreichischen Jüdinnen und Juden erfahren.

Bis dato wurden die Innenstadt sowie die Leopoldstadt - vormals Zentrum des jüdischen Lebens in Wien - systematisch erfasst. Ab sofort sind auch eine Reihe anderer Bezirke abrufbar: Landstraße, Wieden, Margareten, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund, Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Floridsdorf. Laut DÖW umfasst die Datenbank damit mehr als 50.000 Todesopfer, derer nun gedacht werden kann.

Lichtinstallation für 25 zerstörte Synagogen

Im Rahmen des Projekts „OT" des Jüdischen Museums Wien erinnert eine weitere künstlerische Lichtinstallation an 25 Standorten in Wien an die 1938 zerstörten Synagogen. Am 8. November werden die fünf Meter hohen „Sternstelen“ aufgestellt und permanent in Betrieb genommen. Eine in den Masten eingravierte Inschrift verweist auf den Namen der jeweiligen Synagoge und ihre gewaltsame Zerstörung durch die Nationalsozialisten.

science.ORF.at/APA

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