Wann man die meisten Kalorien verbrennt

Am späten Nachmittag verbraucht man die meisten Kalorien, ein ganzes Zehntel mehr als zwischen 3.00 und 5.00 Uhr. Da ist der gesamte Körper im absoluten Ruhemodus, egal ob man schläft oder wach ist, wie ein Experiment zeigt.

Frühstücken wie ein Kaiser, Abendessen wie ein Bettler oder am besten ganz darauf verzichten, so wollten es Diätexperten noch vor einigen Jahren. Die Theorie dahinter: Was man spät zu sich nimmt, wird nicht mehr verbrannt, sondern lagert sich in der Nacht in Form von Fettpölsterchen ab. Heute hingegen raten manche dazu, lieber auf das Frühstück zu verzichten, um den Körper möglichst lange Pausen zwischen den Mahlzeiten zu gönnen, bekannt ist dieser Trend als Intervallfasten. Die Tageszeit spielt keine Rolle, betonen andere Ernährungsexperten immer wieder. Wenn es ums Abnehmen geht, komme es letztlich nur darauf an, wie viele Kalorien man insgesamt zu sich nimmt.

Viele unverarbeitete Lebensmittel

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Ob der Körper zur reinen Instandhaltung im Lauf eines Tages tatsächlich unterschiedlich viel Energie verbraucht, ist relativ schwer zu untersuchen. Jede Aktivität verändert den Grundumsatz. Auf der anderen Seite weiß man, dass die innere Uhr viele Körperfunktionen steuert oder zumindest beeinflusst. Da liegt es nahe, dass auch der Grundumsatz - ähnlich wie die Temperatur - im Lauf eines Tages schwankt. Diese Schwankungen haben die Forscherinnen und Forscher um Kirsi-Marja Zitting von der Harvard Medical School jetzt mit einem dreiwöchigen aufwändigen Experiment untersucht.

Ein Zehntel mehr

Insgesamt nahmen 13 Probanden daran teil, sechs davon durchlebten einen normalen 24-Stunden-Rhythmus, mit regelmäßigen Essens- und Schlafzeiten. Sieben Personen verbrachten die drei Wochen in einem von außen abgeschirmten Raum, ohne Licht, Uhren und Internet. Ihr Rhythmus wurde täglich um vier Stunden verschoben - so als würden sie täglich ein paar Zeitzonen in Richtung Westen überqueren. Schlaf- und Essenszeiten sowie Kalorienmengen wurden vorgegeben. So wollte das Team die Wirkungen der inneren Uhr auf den Stoffwechsel von anderen Effekten (Ernährung, Schlaf-Wach-Zyklus,..) völlig entkoppeln. Denn durch die permanente Verschiebung hatte die innere Uhr nicht genug Zeit, um sich umzustellen. Der Energieverbrauch wurde mehrmals täglich gemessen, und zwar in absolutem Ruhezustand, d.h. die Probanden mussten davor mindestens zwanzig Minuten liegen und hatten länger nichts gegessen.

Das Ergebnis: Sowohl bei der abgeschirmten als auch bei der Kontrollgruppe änderte sich der Grundumsatz täglich in gleicher Weise. Am geringsten ist er demnach in der späten Nacht bzw. frühen Früh, zwischen drei und fünf Uhr. In diesem Zeitraum ist auch die Körpertemperatur am niedrigsten. Etwa zwölf Stunden später verbrennt die reine Instandhaltung am meisten Kalorien, ein Zehntel mehr als in der Früh.

Tageszeitliche Schwankungen

Neben dem Kalorienverbrauch haben die Forscher auch den respiratorischen Quotienten (RQ) der Probanden regelmäßig gemessen. Dieser gibt das Verhältnis zwischen ausgeatmetem CO2 und aufgenommenem Sauerstoff an; in der Sportmedizin wird er zur Beurteilung der körperlichen Leistung herangezogen. Je höher der RQ, umso mehr Energie wird aus Kohlenhydraten gewonnen, je kleiner, desto mehr Fette werden verwertet.

Auch hier zeigten sich regelmäßige tageszeitliche Schwankungen. Am höchsten war der RQ am biologischen Morgen, am niedrigsten zwölf Stunden später, mit leichten Unterschieden zwischen den Individuen. „Wie viel Energie wir verbrauchen oder als Fett speichern, hängt nicht nur davon ab, was wir essen, sondern davon, wann wir essen und wann wir ruhen“, so die Koautorin Jeanne Duffy in einer Aussendung. Die Stichprobe sei zwar relativ klein, die Ergebnisse aber recht eindeutig. Und sie können erklären, warum etwa Schichtarbeiter besonders leicht zunehmen und warum unregelmäßige Essens- und Schlafzeiten generell nicht sehr gesund sind.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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