Sozialprojekte wirken jahrzehntelang

Kinder aus benachteiligten Familien, die am Beginn ihres Lebens Unterstützung erhalten, profitieren davon nicht nur im Kindesalter. Die Wirkungen lassen sich selbst 40 Jahre später noch feststellen.

Im Zuge des „Abecedarian Project“ (ABC) in den 70er Jahren wurden Kinder aus armen oder benachteiligten Familien intensiv unterstützt. Insgesamt nahmen 111 Kinder an der Studie im US-Bundesstaat North Carolina teil: 57 davon erhielten in den ersten fünf Lebensjahren soziale Hilfeleistungen, die restlichen 54 durchliefen das Hilfsprogramm nicht. Bereits in früheren Untersuchungen zeigte sich, dass erstere auf vielen Ebenen profitierten: in Bezug auf ihre kognitiven Fähigkeiten, bei Einkommen und Bildung - und nicht zuletzt auch gesundheitlich.

Als Erwachsene erneut getestet

Ein Team um Read Montague vom University College in London hat für die Studie 78 ehemalige Teilnehmer des ABC-Projekts aufgespürt und zwei in der Wirtschaftsforschung erprobte Spiele spielen lassen, die auf die Bereitschaft zur Einhaltung von Normen und zum planvollen Handeln schließen lassen. Teilweise wurde die Hirnaktivität dabei mittels Magnetresonanztomografie (MRT) aufgezeichnet. Resultat: Jene heute 39- bis 45-Jährigen, die einst die Unterstützung erhielten, entpuppten sich als bessere Zukunftsplaner und lehnten unfaire Aufteilungen von Geld, das im Zuge der Spiele verdient werden konnte, stärker ab.

Einzigartige Sozialstudie

Für Andreas Hula vom Austrian Institute of Technology (AIT), ein Co-Autor der Studie, handelt es sich hier um einen „sensationellen Datensatz“. Dass man die möglichen Auswirkungen von Maßnahmen auf Menschen nach so langer Zeit untersuchen könne, sei erstaunlich, sagte der Wissenschaftler gegenüber der APA.

Trotzdem müsse man bei der Interpretation der Ergebnisse aufpassen, schreibt das Forscherteam: Obwohl vieles darauf hindeute, dass ambitionierte Unterstützung am Lebensbeginn langfristig soziale Entscheidungen positiv beeinflusst, könnten die beobachteten Effekte auch auf andere, indirekt wirkende Faktoren zurückzuführen sein. Um das zu klären, brauche es noch weitere Forschung.

science.ORF.at/APA

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