„Sozialwissenschaft sollte sich mehr einbringen“

Zurzeit wird „Horizon Europe“, das neunte Forschungsrahmenprogramm der EU, ausverhandelt. Eine größere Rolle sollen dabei die Sozial- und Geisteswissenschaften spielen, fordern Experten bei einer Konferenz in Wien.

Thomas König, Sozialwissenschaftler am Institut für Höhere Studien und Experte für Forschungsfinanzierung, sieht in der zweiten der drei Säulen von „Horizon Europe“ ein sehr großes Potential für die Sozial- und Geisteswissenschaften. Denn hier geht es um die inhaltlichen Schwerpunkte der EU-Forschungspolitik von 2021 bis 2027.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 29.11, 13:55 Uhr.

Grob zusammengefasst sind das: Gesundheit, Sicherheit, Industrie und Umwelt. „Man möchte konkrete Probleme wie Krebs und Klimawandel angehen“, sagt König gegenüber science.ORF.at: „Man kann diese Probleme aber nicht rein technologisch lösen. Man kann sie nur lösen, indem man menschliches Handeln versteht und versucht, das zu würdigen und mitaufzunehmen.“ König hat die Konferenz ”Impact of Social Sciences and Humanities for a European Research Agenda” , die von 28. bis 29. November in Wien stattfindet, mitorganisiert.

Stärken sichtbarer machen

Wer eine Mission für plastikfreie Ozeane in Angriff nimmt – so der Plan der EU-Kommission – muss wissen, welche Schritte in der Gesellschaft greifen. Damit das erforscht wird, ist es wichtig, dass sozialwissenschaftliche Expertinnen und Experten bereits in die Planung der Forschungsvorhaben eingebunden sind. Wollen Sozial- und Geisteswissenschaftler von Anfang an dabei sein, dann sieht Thomas König nicht nur die Politik, sondern auch die Forschenden selbst in der Pflicht.

Die Schwerpunkte von „Horizon Europe“ sind explizit anwendungs- und verwertungsorientiert. Am Ende soll beispielsweise ein Produkt oder ein Verfahren herauskommen, sagt König: „Das ist nicht immer das, was die Sozial- und die Geisteswissenschaften anbieten können. Aber sie sollten sich tatsächlich stärker einbringen, und das, was sie anbieten können, positiver und auch proaktiver darlegen.“ Sie können beispielsweise die nicht beabsichtigen Folgen eines neuen Verfahrens einschätzen oder die Anwendbarkeit eines neuen Produkts überprüfen. Die Konferenz bietet ihnen die Gelegenheit, ihre Stärken zu zeigen.

Katharina Gruber, ORF2 Info

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