Neue Verbindungen in Gelee Royale

Da Gelee Royale u.a. dafür sorgt, dass Bienenköniginnen ein hohes Alter erreichen, ranken sich um diese Substanz diverse Gesundheitsmythen. Forscher haben nun neue Verbindungen im Königinnensaft gefunden. Manche könnten auf das Immunsystem wirken.

Gelee Royale wird in speziellen Drüsen von Arbeiterinnenbienen hergestellt. Während „normale“ Bienenlarven nur drei Tage das Sekret bekommen, um dann auf Honig und Pollen umzusatteln, dürfen sich Bienenköniginnen weiterhin daran laben - mit weitreichenden Konsequenzen: So entwickeln sich die Königinnen bekanntlich deutlich anders als andere Bienen-Nachkommen. Sie können sich fortpflanzen und mehrere Jahre leben, während den Arbeiterinnen nur ein paar Monate Lebenszeit beschieden ist. All das macht Gelee Royale schon seit jeher als Zutat in Gesundheits- und Lifestyleprodukten interessant.

Wie Inhaltsstoffe in dem Sekret solche biologischen Veränderungen anstoßen oder steuern können, ist jedoch noch unklar. In bisherigen Untersuchungen wurden großteils Zuckerverbindungen gefunden, die kein eindeutiges molekulares „Erkennungsmerkmal“ trugen, und denen daher kaum zugetraut wurde, die Larvenentwicklung oder Lebensdauer derartig stark zu beeinflussen.

Komplexe Zuckerverbindungen

Die Wiener Forschungsgruppe „Molekulare Glykobiologie“ um Iain Wilson und Katharina Paschinger der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien hat sich dem Gelee Royale nun mit modernen Methoden wie der Flüssigkeitschromatographie und Massenspektrometrie angenähert und berichtete über ihre Ergebnisse im Fachblatt „Molecular and Cellular Proteomics“. Entgegen mancher bisheriger Annahmen habe sich gezeigt, dass verkettete Zucker (Glykane), die an Proteinen angehängt sind und deren Bindungs- oder Botenstoffeigenschaften verändern können, auch bei Insekten „sehr wohl komplex“ sein können.

Neben einigen bereits in dem Sekret nachgewiesenen Zuckerstrukturen fanden Paschinger und ihre Kollegin Alba Hykollari eine Vielzahl an ungewöhnlichen Verbindungen, darunter etwa das in der Zellkommunikation aktive Phosphoethanolamin. „Dass wir das dort gefunden haben, war für uns sehr interessant. Auch da wir die Interaktion mit einem humanen Immunprotein nachweisen konnten“, obwohl das menschliche Abwehrsystem nicht die üblichen Zielstruktur darstellt, so Paschinger. Andere neu gefundene Verbindungen wie Fuktosen können wiederum bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslösen, was nach der Einnahme von Produkten mit Gelee Royale in einigen Fällen beobachtet wurde.

Aufgrund der neuen Erkenntnisse könne nun gezielter nach den Effekten dieser verschiedener Verbindungen bei Bienenlarven und Königinnen gesucht werden. So wäre es in weiterer Folge lohnend zu analysieren, wo etwa Phosphoethanolamin in der Biene andockt und welche Auswirkungen das haben kann.

science.ORF.at/APA

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